Hitze und Smog fordern jeden Tag 350 Menschenleben
Die anhaltenden Brände lassen in Moskau die Sterberate in die Höhe schnellen. Die Flammen bedrohen auch ein russisches Atomforschungszentrum. Eine Wetteränderung ist nicht in Sicht.
Grosse Sorge bereitet die Gesundheit der Menschen in den betroffenen Gebieten in Russland. In Moskau steht weiter giftiger Smog über der Stadt, der in den Augen beisst und die Atmung erschwert. Der Smog sei auch wegen des mangelnden Sauerstoffs in der Luft vor allem für Menschen mit Herz-Kreislaufproblemen gefährlich, sagte Pawel Loginow, Mediziner der Europa-Klinik in Moskau.
Die Sterblichkeitsrate in der russischen Hauptstadt schnellte im Vergleich zum Saisondurchschnitt auf fast das Doppelte. Derzeit würden jeden Tag 700 Todesfälle gemeldet, sagte der Leiter der städtischen Gesundheitsbehörde, Andrej Selzowki. Normalerweise würden in der russischen Hauptstadt zwischen 360 und 380 Menschen täglich sterben. Die Toten seien Opfer der Hitze und nicht des Smogs, hiess es weiter.
Die schlimmste Hitzewelle seit 1000 Jahren?
Über Moskau liegt den sechsten Tag in Folge dichter Smog, der den Menschen den Atem nimmt. Die Schadstoffe in der Luft sind gegenüber dem Grenzwert um das Zwei- bis Dreifache überhöht. Der Leiter des russischen Wetterdienstes sagte, nach historischen Unterlagen zu urteilen, könne es sich um die schlimmste Hitzewelle seit 1000 Jahren handeln. «Dieses Phänomen ist absolut einzigartig», sagte Alexander Frolow. Die Tageshöchstwerte liegen seit Wochen bei fast 40 Grad, und auch für diese Woche wurde keine grundlegende Änderung erwartet.
Die Waldbrände in Russland bedrohen erneut ein Atomforschungszentrum. Katastrophenminister Sergej Schoigu ordnete für das Gebiet um das Zentrum in Sneschinsk am Ural eine Brandbekämpfung rund um die Uhr an, wie die Nachrichtenagentur ITAR-Tass meldete. Alle Einsatzkräfte sollten sich auf Sneschinsk konzentrieren, solange Feuer in dessen Nähe loderten. In einigen Regionen habe die Feuerwehr inzwischen Erfolge im Kampf gegen die Brandkatastrophe verbucht, teilte das Ministerium mit.
Löscharbeiten in Naturpark müssen zurückstehen
Der sieben Hektar grosse Brand bei der Forschungsanlage Sneschinsk sei unter Kontrolle und die Atomanlagen des Zentrums seien nicht unmittelbar bedroht, sagte Schoigu laut ITAR-Tass am Sonntagabend. Ein Hubschrauber helfe bei den Löscharbeiten. Die Brandbekämpfung in einem Naturpark der Region Tscheljabinsk sollte deswegen erst später fortgesetzt werden. Dort stehen 40 Hektar Wald in Flammen.
Schoigu sagte, der dichte Rauch über der Region Moskau mache den Einsatz von Löschflugzeugen unmöglich. Die Maschinen stünden aber bereit und kämen zum Einsatz, sobald sich die Bedingungen besserten, wurde der Minister zitiert.
Aus mehreren Ländern trafen am Wochenende Löschflugzeuge in Russland ein. Das französische Aussenministerium kündigte laut ITAR-Tass die Lieferung von 30'000 Atemschutzmasken für Einwohner Moskaus an, am Sonntagabend brachen ausserdem drei französische Experten für Brandbekämpfung nach Russland auf. Deutschland schickte bereits am Samstag als Sofortmassnahme 100'000 Atemschutzmasken.
dapd/bru
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