Historische Ohrfeige – Kloten beurlaubt Rötheli
Kloten hat nach dem 0:6 im Viertelfinal-Heimspiel gegen Langenthal seinen Trainer dispensiert, um ein frühes Saisonende zu vermeiden.

Es war in all den Pfiffen nach 60 Minuten kaum zu hören. Aber es rief doch einer tatsächlich «chömed Jungs» der Klotener Mannschaft zu, die eigentlich nur noch eines wollte: So schnell wie möglich in die Garderobe.
Zumindest dieser eine hat den Glauben also noch nicht aufgegeben, dass Kloten in dieser Playoff-Serie noch etwas bewegen kann. Rein rechnerisch betrachtet hat er natürlich recht. Langenthal führt erst 3:1, eine Wende wäre noch möglich. Und dann könnte man ja noch die Platitüde bemühen, dass der vierte Sieg ja immer der schwierigste ist.
Doch man muss auch realistisch sein. Zumindest ein bisschen. So, wie Kloten gestern Abend auftrat, kann man sich nicht vorstellen, dass Langenthal noch einmal in die Swiss Arena anreisen muss. Wer sich den nächsten Mittwoch als Termin des dritten Klotener Heimspiels bereits angestrichen hat, der darf sich so langsam Gedanken machen, mit welchem Alternativ-Programm er sich die Zeit vertreiben soll.
Um 23:16 Uhr offiziell
Der SC Langenthal kann am Sonntagabend vor eigenem Anhang einen der grössten Siege in der Vereinsgeschichte feiern. Den (ehemals) grossen EHC Kloten im Playoff bezwungen zu haben. Den EHC Kloten, der so schnell wie möglich aufsteigen will, wie es immer wieder offiziell heisst.
Um die Blamage des frühen Outs zu verhindern, hat Kloten am Freitagabend zur letztmöglichen Massnahme gegriffen. Um 23:16 kam die Mitteilung: «Trainer André Rötheli per sofort beurlaubt». Wer die Mannschaft übernimmt, ist noch offen. Das dürfte man am Samstag sehen. Bei einer dermassen kurzfristigen Lösung könnte man sich auch vorstellen, dass Sportchef Felix Hollenstein nochmals zum Trainer wird.
Mental nicht bereit
Kloten hatte gemeint, aus dem letzten Drittel des dritten Spiels in Langenthal so viel Energie gewonnen zu haben. Beinahe hätte das Team den Match ja noch gekehrt. Und dann das: Ein 0:5-Rückstand nach 20 Minuten. Das hat es in der Neuzeit vor eigenem Publikum noch nie gegeben, selbst im katastrophalen Jahr des Abstiegs, das ja erst einen Winter zurückliegt. Das war eine historische Ohrfeige, die in einem monumentalen Absturz mündete - und der Trainer-Entlassung. Drei Treffer in Unterzahl kassierte Kloten - und brachte es dann bis zum Ende des Spiels ein weiteres Mal fertig, kein Tor in Überzahl zu schiessen.
Die ersten Gegentore waren peinliche Angelegenheiten. Wie Langenthals Powerplay funktioniert, weiss inzwischen jeder - ausser offenbar die Spieler auf dem Eis. Kummer durfte wieder frei aus dem Slot schiessen. Für einmal hielt Tim Guggisberg, aber den nächsten Versuch Kummers musste er passieren lassen. Später spielte Lehmann die Scheibe seinem eigenen Goalie hoch zu (warum, bleibt offen), der liess sich verwirren, Wyss sagte Danke. Und dann verlor Captain Kellenberger als hinterster Mann die Scheibe, nach nicht einmal zehn Minuten hiess es 0:3. Und als es dann Kloten fertigbrachte, in zwei Minuten doppelter Überzahl kein Tor zu erzielen, war die Sache eigentlich schon gelaufen.
Die Mannschaft wirkte nicht erst nach dem 0:3 und der verpassten doppelten Überzahl geschockt. Sie schien bereits bei Spielbeginn paralysiert.
Linien-Umstellung brachte nichts
Goalie Tim Guggisberg war auch im zweiten Match keine Hilfe, er liess sich nach dem 0:3 auswechseln. Coach André Rötheli hatte für diesen Match wieder neue Linien zusammengestellt, und das zahlte sich wieder nicht aus. Füglister, der eigentlich Tore schiessen müsste, verlor sich in sinnlosen Strafen (die Langenthal zu zwei Goals nützte), Rückkehrer Brunner sah von der Strafbank aus zu, wie der Gegner traf.
In vier Heimspielen gegen die Oberaargauer hat Kloten nicht einen einzigen Sieg geholt. Im Playoff sogar noch nicht einmal ein Törchen geschossen. Diese Mannschaft zeigt sich mental ganz weit davon entfernt von den minimalen Ansprüchen, die das Playoff stellt. Kloten hat es tatsächlich fertiggebracht, im wichtigsten Moment der Saison noch einmal so aufzutreten wie damals im Oktober, als sieben Spiele in Folge auf amateurhafte Weise verloren gegangen waren.
Für die Optimisten noch dies: Im letzten Drittel überstand Kloten doch tatsächlich ein Unterzahlspiel ohne Gegentor ...
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