An der Mülhauserstrasse in BaselHier kann man seine Drogen abchecken lassen
Seit drei Jahren prüft die Drogeninfo Basel-Stadt anonyme Rauschgiftproben auf Qualität und gefährliche Inhaltsstoffe. Das Pilotprojekt wird nun zum festen Angebot – und weckt internationales Interesse.

Gedacht war das stationäre Drug-Checking als niederschwelliges Hilfsangebot im Suchtbereich zur Schadensminderung beim Drogenkonsum. 150’000 Franken stellte der Kanton Basel-Stadt für das Programm zur Verfügung. Jetzt, nach drei Jahren, ist die Pilotphase abgeschlossen. Das Projekt hat sich bewährt: Das Drug-Checking ist seit diesem Monat ein Regelangebot.
Jeden zweiten Montagabend nimmt die Suchthilfe Basel im Rahmen des Projekts Drogeninfo Basel-Stadt (DIBS) während drei Stunden Drogenproben entgegen und untersucht diese auf Reinheit und gefährliche Inhaltsstoffe. Wer wissen will, ob seine Substanzen verunreinigt, überdosiert oder falsch deklariert sind, kann dieses Angebot nutzen. Anonym, kostenlos und am vereinbarten Termin. Wer eine Probe seines Stoffs abgibt, wird von der DIBS beraten und über mögliche Nutzungsgefahren aufgeklärt. Die Laboranalysen werden vom Institut für Rechtsmedizin durchgeführt. Momentan können pro Montagstermin 10 Proben analysiert werden. Ob die abgegebenen Drogen rein sind, erfährt man drei Tage später per Telefon.
«Drogenkonsum ist kein Hobby»
«Von einem Pulver brauchen wir 20 bis 40 Milliliter. Pillen nehmen wir als Ganzes, da bei den meisten die Inhaltsstoffe ungleichmässig verteilt sind», erklärt Jill Zeugin, Sozialarbeiterin bei Suchthilfe Basel. Zeugin ist federführend beim Projekt DIBS und beim mobilen Pendant Safer Dance, bei dem bereits seit Jahren in Clubs und Festivals Drug-Checking angeboten wird. Die gelernte Biologielaborantin hat in den letzten drei Jahren selber Hunderte Proben entgegengenommen. «Mit dem stationären Programm erreicht man eine Gruppe, an die man sonst nicht herankommt.» Gemeint sind damit die «Freizeitkonsumenten» ausserhalb des Nachtlebens.
Obwohl Zeugin diesen Begriff unpassend findet: «Drogenkonsum ist kein Hobby.» Ein Abgabetermin ist verbunden mit dem Ausfüllen eines Fragebogens und einem jährlichen Beratungsgespräch. Die durch die Analysen gewonnenen Daten helfen auch, gefährliche Trends aufzudecken, wie zum Beispiel den aktuellen Vertrieb von synthetischem Cannabis (Cannabinoid) und stark überdosierten Ecstasy-Pillen. Auffällige Proben werden dokumentiert und als Warnung an Krankenhäuser und Notfallstellen gesendet: «Damit können allenfalls Leben von Konsumenten gerettet werden.»
Interesse von jenseits der Grenze
Der Fortschritt des stationären Drug-Checking in Basel ist nur ein Teil der Gesamterfolgs schweizerischer Drogenpolitik. In Zürich und Bern gibt es ähnliche, intensiv genutzte Angebote. Für den eidgenössischen Ansatz interessieren sich auch die Nachbarn aus Deutschland: Für einen Informationsanlass der DIBS sind fünf Landtagsabgeordnete aus Baden-Württemberg zu Besuch – aus allen Fraktionen.
Jonas Hoffmann, SPD-Landtagsabgeordneter, sagt: «In Deutschland findet jetzt ein Umdenken im staatlichen Umgang mit Rauschmitteln statt.» Als grösstes Hindernis sieht Hoffmann bis jetzt die fehlende Rechtsgrundlage für solche Programme: «Schon der Transport der Proben von der Sammelstelle zum Labor wäre in Deutschland eine Straftat.» Die Delegation will nun über das Projekt DIBS in Basel berichten und zu Hause politische Überzeugungsarbeit leisten.
Frank Meissner vom Arbeitskreis Rauschmittel e. V. Lörrach sieht in seinem Landkreis einen Bedarf am Ausbau von Hilfeleistungen für Drogenkonsumierende: «Ein Drug-Checking wie hier im Kanton Basel wäre ein richtiger Schritt für die Erweiterung des Hilfsangebots.» Anwendung dafür gäbe es wahrscheinlich. Laut Suchthilfe Basel-Stadt kommen momentan zwischen fünf und zehn Prozent der DIBS-Nutzer aus Deutschland nach Basel.
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