Herr und Frau Diktator
Seit offiziell bekannt ist, dass Kim Jong-un verheiratet ist, werden immer mehr Details zu seiner Ehefrau Ri Sol-ju bekannt. Sein Liebesglück geht allerdings nicht mit einem politischen Kurswechsel einher. Im Gegenteil.
Nach der offiziellen nordkoreanischen Mitteilung, dass Machthaber Kim Jong-un verheiratet ist, haben die südkoreanischen Zeitungen zahlreiche Details zum Leben der jungen Frau veröffentlicht. Ri Sol-ju sei als Sängerin mit dem Unhasu-Orchester aufgetreten, und ihr heutiger Mann sei bei einem Auftritt auf sie aufmerksam geworden, hiess es in den Artikeln.
Die Ehe soll schon 2009 oder 2010 geschlossen worden sein. Auf Fotos, die von Nordkorea freigegeben wurden, ist Ri Sol-ju mit kurzen Haaren zu sehen, sie scheint zwischen 20 und 30 Jahre alt zu sein. Die Veröffentlichung von Fotos des Ehepaares solle zeigen, dass Kim Jong-un «kein Kind mehr ist», sagte Chang Yong-suk vom Institut für Friedens- und Vereinigungsstudien an der südkoreanischen Staatsuniversität in Seoul. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, Ri sei in einem sechsmonatigen Spezialkurs auf ihre Rolle als Ehefrau des Machthabers vorbereitet worden.
Hat der Machthaber ein Kind?
Das stalinistische Nordkorea, in dem Millionen Menschen in grosser Armut leben, ist nahezu hermetisch von den Nachbarstaaten abgeriegelt, so dass nur wenige Informationen nach aussen dringen. Allein die Tatsache, dass Kim Jong-un mit seiner Frau in der Öffentlichkeit auftrat, ist ungewöhnlich. Das Alter des Machthabers ist nicht bekannt, seine Vorgänger - der Vater Kim Jong-il und der Grossvater, Staatsgründer Kim Il -sung - erschienen nie in Begleitung ihrer Frauen in der Öffentlichkeit.
In der Tageszeitung «Chosun Ilbo» hiess es, Kim Jong Un sei bei einem Konzert auf seine zukünftige Frau aufmerksam geworden, das er gemeinsam mit seinem Vater besuchte. Die Zeitung «Joong Ang Ilbo» will sogar erfahren haben, dass die Wahl der Braut durch den Vater erfolgte. Ris Mutter sei eine Ärztin und auch ihr Vater ein Akademiker. Die Zeitung «Dong A Ilbo» datierte die Eheschliessung auf 2009 und berichtete über ein 2010 geborenes Kind des Paares, von dem in den nordkoreanischen Mitteilungen nicht die Rede ist.
Der südkoreanische Abgeordnete Jung Chung Rai enthüllte unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, Ri habe 2005 als Mitglied einer Jubeltruppe die nordkoreanische Delegation bei einem Sportwettbewerb nach Seoul begleitet. Sie sei 1989 geboren und habe ihre Ausbildung als Sängerin in China absolviert.
Flugblätter verteilt
Nord- und Südkorea befinden sich auch mehr als fünf Jahrzehnte nach dem Korea-Krieg offiziell noch immer im Kriegszustand. Zwischen der Regierung in Pyongyang und den USA gibt es keine diplomatischen Beziehungen. Dennoch reagierte Washington auf die Berichte über die Ehe Kim Jong-uns. «Wir würden Frischverheirateten immer alles Gute wünschen», sagte Aussenamtssprecherin Victoria Nuland, die sogleich eine kritische Bemerkung anfügte: «Unsere wichtigste Sorge gilt der nordkoreanischen Bevölkerung». Washington hoffe für die Nordkoreaner auf «bessere Lebensbedingungen».
Es gibt bislang keine Hinweise, dass Kim Jong-un, der seit dem Tod seines Vaters im Dezember an der Macht ist, einen politischen Kurswechsel vollziehen könnte. Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea verbesserten sich nicht. Das Verteidigungsministerium in Seoul teilte mit, dass erstmals seit zwölf Jahren wieder tausende Flugblätter mit Kritik an der südkoreanischen Staatsführung vom Norden aus mit Luftballons in den Süden geschickt wurden.
AFP/mw/kle
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