Helfen Kameras gegen Kriminalität?
Wie verändert sich das Leben im Quartier mit Überwachungskameras? Die Antwort darauf kommt aus einem schillernden Genfer Stadtteil.

Erstmals wurden in der Schweiz die Auswirkungen von Überwachungskameras auf das Leben in einem Quartier mit einer langfristig angelegten Studie untersucht. Als Testobjekt diente das Genfer Quartier Les Pâquis.
Das Pâquis gilt als einer der lebhaftesten und buntesten Stadtteile Genfs, Quadratmeterpreise für Eigentumswohnungen erreichen dort gut und gerne mal die 20'000-Franken-Marke. Um das Luxusquartier vollumfänglich zu überwachen, wurden 29 Kameras installiert. Das Geografische Institut der Universität Neuenburg (Uni NE) führte die Studie im Auftrag des Kantons Genf durch.
Mehr Straftaten, Drogenhandel verlagert
Die Auswertung der Studie ist aus polizeilicher Sicht erstaunlich: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es keine Senkung der Kriminalität gegeben hat. Die Zahl der Straftaten, bei denen die Kameras eine abschreckende Wirkung hätten haben sollen, ist sogar um 15 Prozent gestiegen. Gemäss einer Mitteilung ist nur die Zahl der Diebstähle und Überfälle leicht gesunken.
Durch die Kameras sei keine Verschiebung der Kriminalität in benachbarte und unbewachte Strassen hervorgerufen worden. Aus dem Blickfeld der Kameras habe sich einzig der Drogenhandel bewegt.
Trotz gewisser Einschränkungen befürworten Polizei und das Bedienungspersonal in den Restaurants und Läden das Überwachungssystem. Die Kameras dürften nicht die Arbeit vor Ort ersetzen, sondern sollten ergänzend eingesetzt werden, heisst es in der Studie. Bei Aufklärungen von Straftaten diene das neue Instrument der Täteridentifizierung und ermögliche, die Tat nachzuvollziehen. Die Aufklärungsrate habe während der Projektphase leicht zugenommen, es sei jedoch schwer zu beurteilen, welchen Anteil die Kameras an dieser Entwicklung hätten.
Nicht alle fühlten sich sicherer
Bei der Quartierbevölkerung habe sich das Sicherheitsgefühl insbesondere nachts bei rund einem Drittel der Befragten erhöht, heisst es in der Auswertung weiter. Dieses Gefühl liess allerdings parallel zum Rückgang des Medieninteresses nach zwei Jahren etwas nach.
Die Verlagerung und die geringere Sichtbarkeit des Drogenhandels hatten die grössten Auswirkungen auf eine verbesserte Lebensqualität. 44 Prozent der Befragten waren der Auffassung, dass die Überwachung sich positiv auf das Image des Quartiers ausgewirkt hat. 35 Prozent äusserten sich unentschieden und 15 Prozent waren gegenteiliger Ansicht.
Keine Allerweltslösung
Die Freizeitaktivitäten im Quartier und das Nachtleben – einschliesslich Prostitution – werden von den Bewohnern nicht als Störfaktoren angesehen. Das grösste negative Feedback lösten Läden aus, die rund um die Uhr geöffnet sind.
Letztlich äusserte sich die Quartierbevölkerung auch dazu, wie die Lebensqualität und Sicherheit im Quartier verbessert werden könnten. Das Pâquis sähe lieber eine Präsenz von Sicherheitspersonal und Massnahmen im Infrastrukturbereich – wie etwa Strassenbeleuchtung – als eine ausgeweitete Videoüberwachung.
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