Heissts bald «Finito, Infantino»?
Showdown bei der Fifa: Schon am Dienstag könnte sich entscheiden, ob Gianni Infantino zurücktreten muss.

Hinter verschlossenen Türen beraten heute Sonntag Djimrabaye Bourngar aus dem Tschad und Robert Torres aus Guam zusammen mit dem Sekretariat der Fifa-Ethikkommission die Zukunft von Gianni Infantino. Dass es zwei Männer aus exotischen Ländern sind, die über den Schweizer Infantino bestimmen, liege daran, dass der Chef der Untersuchungskammer der Ethikkommission, Cornel Borbély, als Schweizer eine offizielle Untersuchung nicht leiten darf, berichtet die «SonntagsZeitung».
Ob es eine solche geben wird, sei noch nicht sicher. Im Moment laufe eine intensive Voruntersuchung. Diese drehe sich um die Frage, wer Infantinos Reise zum Papst bezahlt hat, so die Zeitung. Nach dem Champions-League-Final von Ende Mai in Mailand liess sich Infantino im Privatjet mit seiner Frau und der kranken Mutter nach Rom zur Papstaudienz bringen. Umstritten sei, ob der Besuch privater Natur war oder in offizieller Mission.
Zwei Russen im Fokus
Die Frage sei auch, wer den Flug bezahlt habe, so die «SonntagsZeitung». Die Flugzeugnummer LX-USM deute darauf hin, dass es Alisher Usmanov war, ein russischer Oligarch, Gazprom-Manager und Grossaktionär bei Arsenal. Doch der lasse heftig dementieren. Infantino bringt nun offenbar einen neuen Namen ins Spiel: Es soll angeblich sein alter Freund Georgy Semenenko gewesen sein. Ebenfalls ein reicher Russe, der 2005 im zarten Alter von 23 Jahren den Chefsessel des Landwirtschaftsmaschinen-Herstellers Kirov von seinem Vater übernahm. Sein Vater fiel damals aus dem 15. Stock eines Hotels in Sotschi.
Welcher Russe bezahlte, sei darum von Relevanz, weil der Ethikcode der Fifa jegliche Annahme von Vorteilen aus dem Umfeld von Sponsoren und WM-Veranstaltern verbiete.
Keine Geschenksannahmen erlaubt
Das wäre bei Usmanov klar gegeben, bei Semenenko nicht. Ob es für ein offizielles Verfahren genügt, dass Infantino sich einen privaten Flug, der wohl einige zehntausend Franken kostete, offerieren liess, darüber werde jetzt diskutiert. Möglich wäre es, denn der Ethikcode der Fifa verbietet die Annahme von Geschenken, so die Zeitung.
Trotzdem sei es offenbar ein Grenzfall – und schwierig abzuwägen angesichts der Tragweite des Entscheids, die Sperrung oder allenfalls einen Verweis gegen Infantino zu verlangen. Beide Sanktionen würden praktisch bedeuten, dass Infantino zurücktreten müsste. Der Entscheid werde voraussichtlich am Dienstag kommuniziert.
Fall Kattner ebenfalls im Fokus
Als Nächstes soll es wohl auch um die Klärung der Rolle des zurückgetretenen Präsidenten des Audit- und Compliance-Komitees, Domenico Scala, und um Markus Kattner, früherer Finanzchef der Fifa, gehen. Stossend im Fall Kattner sei, dass er am 30. Mai letzten Jahres eine Vertragsverlängerung zugestanden bekam, die eine achtjährige Kündigungsfrist umfasste. Dies, nachdem er bereits vorher bis 2019 unkündbar war.
Angeblich wurde dazu sogar ein Rechtsgutachten erstellt, nachdem Zweifel an der Rechtmässigkeit des Vertrags aufgekommen waren, schreibt die «SonntagsZeitung». Zudem ist im Vertrag ein Bonus von 4,5 Millionen Franken vorgesehen – auszahlbar einfach dann, wenn die WM durchgeführt wird. Die potenziellen Ethikverstösse in diesem Fall: das Offerieren von Geschenken, die achtjährige Kündigungsfrist, die als goldener Fallschirm wirkt, und der Bonus ohne spezielle Leistung.
Heikel sei der Vertrag auch für Scala, weil er ihn gesehen, visiert und nicht beanstandet habe. Es könnte sein, dass auch in diesem Fall gegen das Ethikreglement verstossen wurde. Wenn, dann wäre es Scalas Pflicht gewesen, diesen Regelverstoss anzuzeigen. Man werde in einigen Wochen sehen, was in diesem Fall entschieden werde.
Arthur Rutishauser/ SonntagsZeitung
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