Biozentrum eingeweihtHaus der unbegrenzten Möglichkeiten
Anderthalb Jahre lang hat die Universität Basel das neue Biozentrum einem Fine-Tuning unterzogen und wagt jetzt, das Gebäude der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der ganze Ärger scheint verflogen zu sein.

Der Stolz auf den «modernsten Forschungsbau der Welt», auf das nun offiziell eröffnete Biozentrum in Basel ist gross. All diese Superlative und Namen, die am Einweihungsfest am Dienstagabend an den Eröffnungsreden verwendet wurden: «Leuchtturm», «die Leuchtsphären des Forschungsolymps», «der Mount Everest der technischen Möglichkeiten», «die Formel 1 im Bauwesen», «wie die Elbphilharmonie von Hamburg» und so weiter. Beat Oberlin, Präsident des Universitätsrats, zeigte sich in seiner Eröffnungsrede überzeugt, dass der Ärger über das Gebäude, das mit mehrjährigen Bauverzögerungen und einer Kostenüberschreitung von 60 bis 100 Millionen Franken von sich reden machte, verflogen sein wird. Genauso wie der Ärger der Hamburger, als sie ihr neues Wahrzeichen in Betrieb nahmen – heute nennen sie es «Elphi».
Vieles spricht dafür. Auch wenn die Resultate der parlamentarischen Untersuchungskommission zum Biozentrum noch einmal für Schlagzeilen sorgen dürften. Technisch und optisch präsentiert sich das Haus tatsächlich als Meisterleistung. Zusammen mit dem Neubau des Departements für Biomedizin (DBM) am alten Standort des Biozentrums und dem Gebäude der ETH werde sich Basel als «Boston von Europa» positionieren können – «wenn wir uns nur nicht ausruhen», wie der neue Hausherr des Biozentrums, der Molekular- und Zellbiologe Alex Schier warnte. Man müsse bereits jetzt wieder an die Zukunft und an die nächsten zu bauenden Gebäude denken, sagte er.

Das Büro von Silvia Arber, Leiterin der Forschungsgruppe, bietet den schönsten Ausblick über die Stadt. Doch weit mehr faszinieren sie die neuen Möglichkeiten, die das technisch hochgezüchtete Gebäude bietet: «Das Klima für die Mikroskope lässt sich präzise steuern, der Boden ist vibrationsfrei. Wir produzieren schärfere Bilder und Filme als früher», sagt sie. Und ihre Studenten können ihre Arbeiten nun direkt digital auswerten.

Die Schlüssel des 72 Meter hohen Turms direkt neben dem Kinderspital wurden im Januar 2020 kurz vor Ausbruch von Corona übergeben. Es war eine verschämte Übergabe der Kantone Baselland und Basel-Stadt an die Benutzer. Dies wegen der vielen Probleme und der aus dem Ruder gelaufenen Kosten. Dann ist es vordergründig still geworden. Aber in den vergangenen anderthalb Jahren haben die neuen Hausherren das Gebäude sukzessive in Betrieb genommen. Die Sprinkleranlagen wurden so programmiert, dass sie die teure Infrastruktur schonen. Tiere sind eingezogen und sicher untergebracht - auch vor Demonstranten, die man vor dem Biozentrum erwarten könnte. Im Vollbetrieb werden sich 1400 Personen im Gebäude aufhalten.
Ins beste Gebäude gehörten die besten Forscher. «Wir wollen hier die Meister der Champions-League», wurde betont. Universitätsrektorin Andrea Schenker-Wicki hatte Alex Schier, der an der Uni Basel doktorierte, dem amerikanischen Top-Forschungsplatz Boston abgeworben – inklusive dessen Frau, die auch überzeugt werden musste. «Ich hatte viele guten Karten, aber nur einen Trumpf: das Gebäude», sagte Schenker-Wicki in einer Videobotschaft, weil sie krankheitshalber an der Eröffnung nicht anwesend sein konnte.

Schier, der die Eröffnung des ersten Biozentrums 1971 in Erinnerung hat und nicht hatte erahnen können, welchen Weg die Biotechnologie einschlagen würde, kann auch heute keine Prognose für die nächsten 50 Jahre geben. «Aber wir wissen, was es braucht, um erfolgreich zu sein», sagt er. Es benötigt eine klare Vision, die Freiheit, zu forschen, ohne den unmittelbaren Profit vor Augen haben zu müssen, und eine grosszügige Unterstützung. Damit spricht er das Zusammenwirken von Staat, Universität und Industrie an.
Auch aus den Fehlern beim Biozentrum will man gelernt haben. Die Universität baut nicht mehr mit dem Basler Baudepartement. Man habe den Neubau «Departement für Biotechnologie» dieser Tage ausgeschrieben für einen Totalunternehmer.
Fehler gefunden?Jetzt melden.