Hat Swiss-Life-Grossaktionär Kleinanleger geprellt?
Eine Reportage der ARD erhebt schwere Vorwürfe gegen Carsten Maschmeyer, AWD-Gründer und Grossaktionär von Swiss Life. In einem Interview nimmt er Stellung zum TV-Beitrag, den er verhindern wollte.
Carsten Maschmeyer ist ein Unternehmer, der den Erfolg fast schon magisch anzieht und zur Grossprominenz Deutschlands zählt. Er gründete vor mehr als 20 Jahren den Finanzdienstleister AWD und machte diesen zu einem der grössten Finanzvertriebe Europas. AWD ist inzwischen eine Tochterfirma des Versicherungskonzerns Swiss Life - und Maschmeyer ein reicher Mann. Sein Vermögen wird auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt. Maschmeyer, der sich gerne auf Partys zeigt, ist der Lebensgefährte der Schauspielerin Veronica Ferres. Zu seinen Freunden gehören Ex-Kanzler Gerhard Schröder und Bundespräsident Christian Wulff.
Das Bild des makellosen Strahlemanns wird nun aber durch eine ARD-Reportage getrübt, die sich kritisch mit dem Aufstieg von Maschmeyer auseinandersetzt. Die Reportage «Der Drückerkönig und die Politik» ist am Mittwochabend ausgestrahlt worden – obwohl Maschmeyer mit Hilfe des bekannten Medienanwalts Matthias Prinz versucht hatte, die Ausstrahlung der TV-Dokumentation zu verhindern.
Fünfstellige Euro-Beträge verloren
Die ARD-Reportage erhebt schwere Vorwürfe gegen AWD, aber auch gegen den ausgestiegenen Firmengründer. Die Reportage präsentierte die Schicksale einer Anlegerin in der AWD-Stadt Hannover und eines Anleger-Paars in Lübeck, die durch die Maschmeyer-Firma fünfstellige Eurobeträge verloren haben sollen. Diese Schicksale stehen für viele ahnungslose Kunden, die mit unhaltbaren Versprechungen zum Kauf hochriskanter Finanzprodukte verleitet worden seien. AWD und damit Maschmeyer hätten sehr gut daran verdient. Viele Kleinanleger hingegen hätten alle Ersparnisse verloren, weil sie über die Risiken nicht aufgeklärt worden seien.
AWD-Berater sind nicht verantwortlich für Verluste
In der TV-Reportage kommt Maschmeyer nicht zu Wort. Der AWD-Gründer und der ARD-Reporter konnten sich offensichtlich nicht auf ein Interview einigen. In einem heute veröffentlichten Gespräch mit der «Bild»-Zeitung nimmt Maschmeyer dennoch Stellung zu den Vorwürfen. Und er weist die Vorwürfe zurück.
«Die angesprochenen Vorgänge sind ausnahmslos zehn Jahre alt und älter. Grundsätzlich gilt: je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Darauf weisen Finanzberater ihre Kunden auch hin. Wer dennoch ins Risiko will, muss dies schriftlich bestätigen», sagt der 51-jährige Unternehmer. «Wie bei jedem Finanzinstitut gibt es auch Kunden, die nach vielen Jahren plötzlich die Beratung als Ursache für ihren Spekulationsverlust sehen.» Die Berater könnten nicht für die Verluste verantwortlich gemacht werden. Dies zeige auch der Umstand, dass AWD über zwei Millionen zufriedene Kunden habe, weil diese gut beraten worden seien.
Keine Methoden von Staubsaugervertretern
Maschmeyer distanziert sich auch vom Vorwurf, er sei ein «Drückerkönig». Der Begriff «Drücker-Kolonne» passe zum Beispiel auf Staubsaugervertreter, die mit einem Bus in ein Wohngebiet gekarrt würden, von Tür zu Tür gingen und den Kunden zum Sofortabschluss drängten. «Dagegen machen die hochqualifizierten AWD-Berater nur auf Terminwunsch eine Erstanalyse, die Zweitberatung findet im Büro statt.»
Nicht zutreffend sei auch die Behauptung, dass er von seinen sehr guten Kontakten zu Politikern profitiert habe. «Ich habe niemals mit dem damaligen Bundeskanzler Gerd Schröder über die Einführung der privaten Altersvorsorge gesprochen», sagt Maschmeyer. Und seine Freundschaft mit Bundespräsident Wulff erklärt er so: «Es ist logisch, wenn man in einer Stadt lebt, dass man sich trifft und kennenlernt. Aus solchen Beziehungen können Freundschaften entstehen.»
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