Hat Khairiah Saber Bin Laden «erlöst»?
Terror-Chef Osama Bin Laden habe die letzten Jahre in Abbottabad vor sich hin vegetiert und sei zunehmend dement gewesen. Eine seiner Frauen habe ihn mit ihrem Verrat schliesslich «erlöst», behauptet ein Pakistaner.

Dezember 2001: Osama Bin Laden, der mit seinen Al-Qaida-Kämpfern tagelang in der Bergfestung Tora-Bora amerikanischem Beschuss standhielt, gelingt die Flucht. Seither wurde er in Afghanistan vermutet, in den pakistanischen Stammesgebieten entlang der afghanischen Grenze. Aber wo hielt er sich tatsächlich auf und was tat er in den zehn Jahren bis zu seinem Tod?
Zahlreich sind die Spekulationen und Verschwörungstheorien. In dem von Misstrauen geprägten Klima zwischen den USA und Pakistan wollte es der ehemalige pakistanische Offizier Shaukat Qadir selber genau wissen. Das Resultat seiner achtmonatigen Forschungen, das er nun publik macht, sei kaum die ganze Wahrheit, aber komme «der Wahrheit gegenwärtig am nächsten», sagt er gegenüber der «New York Times».
Eine Frau zu viel
Und er hat einige neue Elemente zu bieten, so zur Stellung Bin Ladens innerhalb der al-Qaida und zum Familienleben an dessen letztem Wohnort. Dank seinen militärischen Kontakten wurde dem pensionierten Infanteriegeneral Qadir zweimal Zutritt zum Todesort des Al-Qaida-Chefs gewährt. Und der 62-Jährige sagt, er habe auch Einblick in die Verhörprotokolle der drei Ehefrauen erhalten, die nach der tödlichen US-Kommandoaktion auf dem Anwesen in Abbottabad verhaftet worden waren.
Das Zusammenleben in Abbottabad war nach den Recherchen Qadirs nicht immer harmonisch. Das Unheil sei über die flüchtige Familie des Top-Terroristen gekommen, als Khairiah Saber, die dritte von fünf Frauen Bin Ladens, ins Haus nach Abbottabad zog. Alsbald sei es zu Spannungen gekommen zwischen Saber und Bin Ladens jüngster Frau, Amal Ahmad Abdel-Fatah al-Sadah, die auch seine Lieblingsfrau gewesen sein soll. Und al-Sadah bezichtigte ihre Nebenbuhlerin des Verrats am Al-Qaida-Chef.
«Letzte Pflicht gegenüber meinem Mann»
Mehrere der insgesamt 27 im Haus lebenden Personen hätten sie im Verdacht gehabt, ihren Mann verraten zu wollen. Als Indizien führt al-Sadah eine kryptische Äusserung von Khairiah Saber und Bin Ladens Reaktion an. Schon kurz nach ihrer Ankunft in Abbottabad habe sie gesagt: «Ich habe noch eine letzte Pflicht gegenüber meinem Mann zu erfüllen.»
Nachdem Bin Laden von Familienmitgliedern gewarnt worden sei, habe er mit Blick ins Leere geantwortet: «Wenn sie das tun wird, dann sei es so. Es ist die Pflicht einer Ehefrau, ihren Mann zu erlösen.» Er habe dabei auf seinen schlechten Gesundheitszustand verwiesen, berichtet der «Telegraph».
Schwach und gebrechlich
Auch den westlichen Geheimdiensten war bekannt, dass der Chef-Terrorist ein Nierenleiden hatte. 2002 hat er laut Aussagen seiner jüngsten Frau al-Sadah sogar eine Nierentransplantation erhalten. Gemäss den Recherchen von Shaukat Qadir ist der geschwächte Bin Laden daraufhin 2003 von seinen Mitstreitern zum Rücktritt vom Chefposten bei al-Qaida gezwungen worden.
Als Paschtune verkleidet, sei er in den pakistanischen Stammesgebieten auf der Flucht gewesen, bis er schliesslich 2005 in Abbottabad Zuflucht fand. Dort habe er abgeschieden von der Aussenwelt vor sich hin vegetiert. Zu seiner zusehends schlechteren physischen Gesundheit sei auch eine wachsende Demenz gekommen. Sollte das zutreffen, dann hätte das Seal-Kommando Osama Bin Laden am 2. Mai 2011 vielleicht wirklich mit ein paar Kugeln erlöst.
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