Hartes Duell zwischen zwei Brückenbauerinnen
Die SP nominiert Jacqueline Fehr und Simonetta Sommaruga für die Bundesratswahlen.
Von David Schaffner, Bern Die Bundeshausfraktion der SP stand gestern vor keiner einfachen Wahl: Sie hatte zu entscheiden, welche ihrer vier Bundesratskandidatinnen den offiziellen Segen der Partei erhalten. Da die SP dem Parlament ein Zweierticket präsentieren will, musste sie gestern mindestens eine Topkandidatin über die Klinge springen lassen: Denn mit der beliebten Simonetta Sommaruga, der Vizepräsidentin Jacqueline Fehr und der Ex-Fraktionschefin Hildegard Fässler stritten sich drei sehr valable Anwärterinnen um einen der beiden Plätze auf der Liste. Als klare Aussenseiterin ins Rennen gestiegen war nur die baselstädtische Finanzdirektorin Eva Herzog – kein Wunder, konnte sie die Fraktion nicht für sich gewinnen. Bitter endeten die Hearings auch für die 59-jährige Fässler. Die bodenständige St. Gallerin gab sich nach der Niederlage aber gelassen: «Nun habe ich wieder jeden Morgen Zeit, mich auf den New York Marathon vorzubereiten», sagte die begeisterte Sportlerin. Zürcherin oder Bernerin? Obwohl das Auswahlverfahren laut SP-Fraktionschefin Ursula Wyss «höllenhart» gewesen sei und «die Stimmung sehr angespannt war», sicherten alle vier Frauen zu, im Falle einer Nichtnominierung nicht zu grollen. Fünf Wahlgänge waren nötig, bis die 46 anwesenden Mitglieder der 51-köpfigen Fraktion mit 26 Stimmen als Erste Sommaruga aufs Ticket setzten. Im sechsten Wahlgang stand dann Fehr mit 24 Stimmen fest – Herzog und Fässler erhielten je 11 Stimmen. Die sichtlich angespannte Sommaruga erklärte mit eiserner Miene: «Fehr und ich werden weiter gut zusammenarbeiten, wenn auch unter erschwerten Bedingungen.» Fehr lächelte derweil still und sagte später: «Wir stehen vor einem historischen Tag. Die SP ermöglicht, dass zum ersten Mal eine Frauenmehrheit die Schweiz regiert.» Nach der SP haben am Wahltag vom 22. September nun die anderen Parteien die Qual der Wahl: Die 50-jährige Sommaruga und die 47-jährige Fehr dürften sich erneut ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Beide gelten als Brückenbauerinnen, die gut mit den Bürgerlichen zusammenarbeiten können. Gegen Fehr könnte sprechen, dass sie im Rat linker abstimmt. Gegen Sommaruga hingegen sind in der FDP und CVP Stimmen laut geworden, die in der beliebten Konsumentenschützerin eine allzu gute Wahlkampflokomotive für die SP bei den nationalen Wahlen 2011 sehen. Im Auftritt unterscheiden sich Fehr und Sommaruga nicht stark: Beide geben sich konsensorientiert. Den Gegnern dürften sie nur selten als Zielscheibe für ideologische Angriffe dienen. Offen ist, welche Rolle die Herkunft der beiden spielt: Während der letzten sieben Jahre war Zürich im Bundesrat doppelt vertreten. Viele Parlamentarier sagen daher, mit der Winterthurerin Fehr dürfe nicht erneut ein Regierungsmitglied aus Zürich stammen. Andere sagen, dies sei immer noch besser als zwei Berner. Diese Haltung spricht gegen Sommaruga, da bei der FDP mit Johann Schneider-Ammann ein weiterer Berner kandidiert. Nicht ganz auszuschliessen ist, dass mehrere Bürgerliche für Fässler stimmen, obwohl sie es nicht auf das Zweierticket geschafft hat. Sie ist eine Linke mit Ecken und Kanten – und taugt daher besser als linkes Feindbild. Fässler erklärte indes gestern: «Eine Wahl würde ich unter keinen Umständen annehmen.» Kommentar Seite 2 Im Auftritt unterscheiden sich die SP-Kandidatinnen Jacqueline Fehr (l.) und Simonetta Sommaruga nicht stark. Foto: Keystone Bundesratskandidaten: Dossier zur Wahlwww.bundesrat.tagesanzeiger.ch
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