Handy von Merahs Bruder lag vor jüdischer Schule
Der ältere Bruder des getöteten Attentäters von Toulouse gerät ins Visier der Ermittlungsbehörden. Laut einem Bericht wurde das Handy von Abdelkader Merah in der Nähe der jüdischen Schule gefunden.

In Frankreich gerät der ältere Bruder des getöteten Attentäters von Toulouse in das Visier der Ermittlungsbehörden. Das Mobiltelefon von Abdelkader Merah, des älteren Bruders, sei in der Nähe der jüdischen Schule gefunden worden, wo Mohammed Merah einen Lehrer und drei Schüler erschossen hatte.
Das berichtete die Zeitung «Le Parisien» am Samstag. Die beiden Brüder hätten sich am Vorabend der Bluttat getroffen und gemeinsam zu Abend gegessen.
Der von der Polizei getötete Attentäter Mohammed Merah hatte zuvor behauptet, allein für den Mord an insgesamt sieben Menschen verantwortlich zu sein. Die Polizei prüft derzeit, ob Merah - wie selbst behauptet - Kontakte zur Terrororganisation al-Qaida besass. In Frankreich wird über Helfer spekuliert, die den Täter mit mehreren Schusswaffen versorgt haben könnten.
Nichts von Plänen gewusst
Der ältere Bruder des Serienattentäters von Toulouse und seine Freundin sind am Samstag zu weiteren Einvernahmen nach Paris gebracht worden. Die Mutter von Mohammed Merah kam dagegen auf freien Fuss.
Der 29-jährige Abdelkader Merah hat nach Informationen aus Polizeikreisen während seiner Vernehmung in Toulouse ausgesagt, er habe nichts von den Plänen seines jüngeren Bruders Mohammed gewusst, sei aber «stolz» auf sie. Abdelkader Merah wird als religiöser Fundamentalist beschrieben.
Am Mittwoch festgenommen
Der ältere Bruder Abdelkader sei beim Diebstahl des Motorrollers anwesend gewesen, mit dem sein Bruder unterwegs war, als er sieben Menschen erschoss, hiess es am Samstag in Paris.
Abdelkader Merah und seine Lebensgefährtin waren am Mittwoch in ihrem Haus südlich von Toulouse festgenommen worden. Sie befinden sich noch bis Sonntag in Polizeigewahrsam. Dann endet die 96- stündige Frist, nach der Verdächtige in Terrorfällen angeklagt oder freigelassen werden müssen.
Nach Paris verlegt
Am Samstag wurden sie aus Toulouse in die für den Anti-Terror- Kampf zuständige Unterdirektion der Polizei am Rande von Paris gebracht, da die Pariser Staatsanwaltschaft für den Fall zuständig ist.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft von Toulouse war Abdelkader im Jahr 2007 in einer Gruppe verwickelt, die islamistische Freiwillige zum Kampf in den Irak schleuste.
Damals waren in Syrien zwei Männer festgenommen worden, als sie gerade in den Irak reisen wollten. Einer der beiden Männer, der später zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, war der Sohn des Lebensgefährten von Mohammed Merahs Mutter.
Mutter frei
Die Mutter wurde am Freitagabend aus der Polizeigewahrsam entlassen. Ihr Anwalt Jean-Yves Gougnaud erklärte in Toulouse, seine Mandantin kämpfe mit Schuldgefühlen. «Sie ist am Boden zerstört», sagte er. «Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass ihr Sohn das getan hat». Sie habe auch Angst vor Racheakten und wolle im Moment nicht nach Hause zurückkehren.
Der Attentäter, ein Franzose algerischer Abstammung, wurde am Donnerstag bei der Erstürmung seiner Wohnung in Toulouse getötet. Er hatte während der 32-stündigen Belagerung eingestanden, in den Tagen zuvor in Toulouse drei jüdische Kinder und einen Rabbi sowie in Montauban drei Soldaten erschossen zu haben.
Mohamed Merah war während seiner Taten allein, doch besteht der Verdacht, dass er Unterstützung von anderen erhielt. Insbesondere soll er deutlich über seinen bescheidenen finanziellen Mitteln gelebt haben. Vor allem gilt es zu klären, wie Mohammed Merah ohne eigenes Einkommen ein Waffenarsenal anhäufen konnte.
Innenminister rechtfertigt sich
Angesichts der Kritik an der Arbeit der Polizei traf sich Präsident Nicolas Sarkozy am Samstag im Elyséepalast mit den Leitern mehrerer Polizeibehörden sowie mehreren Regierungsmitgliedern, um Fragen der Sicherheit zu besprechen.
In der südlichen Region Midi-Pyrénées wurde derweil die höchste Terrorwarnstufe wieder aufgehoben, die am Montag nach dem Angriff auf die jüdische Schule in Toulouse verhängt worden war.
Seit 1996 keine Attentat mehr
Innenminister Claude Guéant wies erneut Kritik an den Sicherheitskräften zurück. Es sei das erste Mal, dass Frankreich mit einer derartigen Tat konfrontiert sei, «die sehr schwierig vorherzusehen ist, da sie individuell ist», sagte er der Zeitung «Le Figaro».
Seit 1996 habe es in Frankreich kein Attentat mehr gegeben, sagte Guéant. «In Frankreich verhaftet man keine Leute wegen Meinungsdelikten. Er konnte nicht bloss festgenommen werden, weil er mit Salafisten Umgang hatte». Weder Merah noch sein Umfeld seien gefährlich erschienen, betonte der Innenminister.
SDA/ami/wid
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