Handgemenge am Kairoer Flughafen
Die Flucht Tausender Menschen aus Ägypten hat zu chaotischen Zuständen auf dem Flughafen in Kairo geführt. Panik macht sich breit - und Bestechung.
Die Flucht Tausender Menschen aus Ägypten hat g zu chaotischen Zuständen auf dem Flughafen in Kairo geführt. Zeitweise warteten mehr als 18'000 Reisende darauf, ausser Landes zu gelangen. Obwohl weitere Sondermaschinen eintrafen, um Ausländer und Einheimische auszufliegen, sassen am Abend rund 3500 Menschen auf dem Flughafen fest. Die Lage infolge der seit Tagen andauernden Unruhen wird immer bedrohlicher, inzwischen rät das Auswärtige Amt von Reisen nach ganz Ägypten ab.
Am Nachmittag kam es nach Angaben von Flughafenmitarbeitern zu einem Handgemenge zwischen verzweifelten Reisenden und Angestellten der Fluggesellschaft EgyptAir. Fünf bis sechs Angestellte hätten Menschen geschubst, die sich ins Reisezentrum drängeln wollten, um an Tickets zu gelangen, erklärten die Gewährsleute. Verletzt wurde offenbar niemand.
Fluggesellschaften aus aller Welt organisierten rund 85 Sonderflüge für die Ausreise von Ausländern. Ausserdem starteten mindestens 35 Privatmaschinen und Charterflüge, die meisten davon Richtung Europa. EgyptAir liess vor Beginn des Ausgehverbots nur etwa 43 von 146 geplanten Inlands- und internationalen Flügen starten. Wegen des Ausgehverbots brachte die Fluggesellschaft in den vergangenen Tagen nicht genügend Personal zusammen und musste drei von vier Verbindungen streichen.
Personal ist heillos überfordert
Angesichts der Menschenmassen war das Flughafenpersonal heillos überfordert, Lebensmittel wurden knapp, verlässliche Informationen über Flüge gab es nicht. Selbst ein Ticket garantierte nicht, dass man tatsächlich einen Platz im Flieger bekam. Panik machte sich breit - und Bestechung. Passagiere berichteten, dass Polizisten Geld verlangten, bevor sie Reisende an Bord lassen. «Die Terminals sind voller in Panik gerateneMenschen. Das Bodenpersonal ist verschwunden, und am Gate, kurz vor dem Einsteigen, mussten wir 2.000 Dollar für einen Polizisten an der Tür zusammenlegen», sagte ein kanadischer Tourist am Dienstag nach Ankunft am Frankfurter Flughafen. Der Polizist hätte sie ohne Bestechung nicht passieren lassen.
Ein griechischer Arbeiter, der am Dienstag in Athen eintraf, erklärte, die Passagiere hätten 19 Kontrollstellen passieren müssen, um zum Kairoer Flughafen zu gelangen. Eine Geschäftsfrau, die aus New York für eine Konferenz angereist war, berichtete über die zunehmend bedrohliche Lage in Kairo. Von ihrem Hotelzimmer im neunten Stock aus habe sie Plünderungen beobachtet und Menschen, die auf andere geschossen hätten. Die Mitarbeiter des Hotels hätten sich mit allem bewaffnet, was sie fassen konnten. Mit Messern und Stöcken hätten die Angestellten versucht, die Gäste vor den Plünderern zu schützen.
Reisewarnung auch für Touristengebiete
Die verschärfte Reisewarnung des Auswärtigen Amts gilt auch für die Touristengebiete am Roten Meer. Das US-Aussenministerium ordnete den Abzug aller nicht unbedingt für die Arbeit der US-Botschaft notwendigen Mitarbeiter aus Ägypten an. Die britische Regierung erklärte am Dienstag, die meisten Angehörigen von Diplomaten hätten Ägypten bereits verlassen. Die Mitarbeiter würden vorerst aber nicht zur Ausreise aufgefordert.
Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldete, dass ein erstes Flugzeug mit 265 Passagieren an Bord am Dienstag in Peking erwartet wurde. China hat ein halbes Dutzend Sondermaschinen nach Ägypten geschickt, um seine Bürger aus dem Land zu bringen. Ein österreichisches Militärflugzeug landete am Dienstagmorgen in Wien. An Bord waren auch Deutsche.
Auch der Irak hat sich entschlossen, seine Bürger in Sicherheit zu bringen. Drei Flugzeuge wurden zu diesem Zweck nach Ägypten geschickt, darunter auch die Maschine des Ministerpräsidenten. Tausende Iraker waren vor der Gewalt in ihrem eigenen Land nach Ägypten geflohen.
dapd/pbe
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