Wirtschaft fordert S-Bahn-AusbauHandelskammer will Basler Einigkeit für «Herzstück» demonstrieren
Der Ausbau der trinationalen S-Bahn ist für die Handelskammer beider Basel zentral. Sie will nun alle politischen Akteure vereinen, um beim Bund Druck für das Generationenprojekt aufzusetzen.

«Die Infrastruktur in der Region ist im Prinzip noch so, wie die Generation unserer Grosseltern sie geplant hat», sagt Martin Dätwyler, Direktor der Handelskammer beider Basel (HKBB). Er macht sich Sorgen, dass die Kapazitäten von Strasse und Schiene bald nicht mehr ausreichen angesichts des enormen Wachstums in der Region Basel.
Bis 2040 werde die trinationale Region rund 140’000 Einwohner mehr zählen und 90’000 zusätzliche Arbeitsplätze bieten, warnt Dätwyler. Das funktioniere aber nur, wenn die Infrastruktur Schritt halte. Ein grosses Fragezeichen macht der HKBB-Direktor bei der S-Bahn. «Basel ist die einzige Metropolitanregion ohne leistungsfähiges S-Bahn-Netz», sagt er.
100 Millionen-Kredit – und dann nichts
Die Wirtschaft sei auf gute und schnelle Verkehrsverbindungen angewiesen. Dem stehe jedoch das veraltete Basler S-Bahn-Netz entgegen, bei dem «noch immer alle Linien im Bahnhof SBB enden». Die Handelskammer will sich daher nun verstärkt einbringen und die Befürworter des Bahnausbaus zusammenbringen, um die Diskussion um die trinationale S-Bahn einschliesslich des sogenannten «Herzstücks» – die unter der Basler Innenstadt verlaufenden Eisenbahnverbindungen vom Bahnhof SBB zum Badischen Bahnhof – neu zu lancieren.
Zwar hat das Bundesparlament 2019 einen Projektierungskredit für 100 Millionen Franken für die Projektierung der Durchmesserstrecke gutgeheissen. Seither sei es aber um das Projekt in der Öffentlichkeit sehr ruhig geblieben. Dätwyler vermisst eine gewisse Aufbruchstimmung für das aus seiner Sicht wichtige Infrastrukturprojekt.
Eine Initiative der Handelskammer soll nun dafür sorgen, dass die Region möglichst mit einer Stimme spricht, wenn in einigen Jahren entschieden wird, ob der Ausbau der trinationalen S-Bahn und das Herzstück Aufnahme im nächsten Bahnausbauschritt Step 2045 findet.
Auf der Online-Plattform «Basel vernetzt» hat die Handelskammer daher eine Charta lanciert, bei der Parteien, Interessenverbände, Unternehmen, aber auch Politiker und Privatpersonen ihre Unterstützung für dieses Ziel öffentlich bekannt machen können.
Eine Teilnahme ist kostenlos, die Handelskammer erwartet aber, dass sich Unterzeichner dann auch öffentlich für die Ziele der Charta einsetzen. Zu den Erstunterzeichnenden gehören neben diversen Wirtschaftsverbänden oder beispielsweise dem VCS auch Parteien von links bis rechts.
Harmonie nur vordergründig
Wie viel Einigkeit aber im Detail herrscht, wird die Zukunft zeigen. Der VCS beider Basel lehnt beispielsweise den Bahnanschluss des Euro-Airports (EAP) grundsätzlich ab, der Teil des von der Handelskammer gewünschten Ausbauschrittes ist. Mit dem Bahnanschluss würde der EAP für ein weit grösseres Einzugsgebiet schnell erreichbar, kritisieren sie.
Auch die Grünen Baselland sind nur unter bestimmten Bedingungen für eine Eisenbahnverbindung zum Flughafen zu gewinnen. So dürfe beispielsweise die Bahnlinie eine Verlagerung der Startpiste nach Norden nicht verhindern.
Fehler gefunden?Jetzt melden.