Messe im Basler KongresszentrumHamsterzellen und die brummende Schweizer Biotech-Szene
Wer wissen will, wie Krebstherapien von Säugetierzellen produziert werden, erfährt dies an den Swiss Biotech Days. Pharmafirmen stellen sich dort Investoren und neuen Kunden vor.

Sehr viele Biotech-Medikamente werden von Hamsterzellen hergestellt, so zum Beispiel Immuntherapien gegen Krebs. Ein weiblicher chinesischer Hamster musste dafür in den 1950er-Jahren sterben, und seine Zellen wurden immer weiter künstlich vermehrt. «Je nachdem, welche Krebstherapien diese Zellen herstellen sollen, wird ein kleiner Teil ihres Erbgutes entsprechend verändert», sagt Joeri Kint von Excell Gene. Die Schweizer Firma stellt solche präparierten Zelllinien für die Pharmaproduktion her.
Kint ist einer der 1700 Teilnehmenden der Swiss Biotech Days im Basler Kongresszentrum. Auf dieser Messe treffen sich Firmen auf der Suche nach neuen Kunden oder Investorinnen. Auch Delphine Balmer mit der Firma DPS Group ist dabei. «Wir bauen für Spitäler, Pharma- oder Nahrungsmittelfirmen Laboratorien und Produktionsanlagen.»
2,7 Milliarden Franken für Forschung und Entwicklung
Die Schweizer Biotech-Szene brummt. Vergangenes Jahr haben die Firmen 2,7 Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung gesteckt und damit rund 7 Prozent mehr als im Vorjahr. Da das neu aufgenommene Kapital im 2022 stark gesunken ist, wurde ein Rückgang bei diesen Investitionen befürchtet. Aber das Gegenteil war der Fall: «Die Firmen zehrten teils von Rücklagen und erschlossen sich alternative Finanzierungsquellen», sagt Frederik Schmachtenberg Biotech-Experte beim Beratungsunternehmen EY in der Schweiz, der einen Branchenreport mitverfasst hat.
Dieses Jahr gebe es erste Anzeichen, dass die Kapitalaufnahme wieder steige, wie Schmachtenberg sagt.
Derzeit gibt es in der Schweiz 284 Biotech-Firmen sowie 70 Zulieferer. Die Schweiz ist damit ein begehrter Standort: 20 Prozent der europäischen Biotech-Firmen haben hier ihren Hauptsitz. Grund dafür sind nicht in erster Linie die niedrigen Steuern. «Wichtiger ist die Infrastruktur und die Möglichkeit für Partnerschaften sowie Zulieferfirmen vor Ort», sagt Schmachtenberg.
Die Biotech-Branche beschränkt sich nicht nur auf die Pharmaindustrie. Sie weitet sich inzwischen auch auf Industrieanwendungen aus: Bergbau, Recycling, Energiegewinnung und Bauindustrie werden mehr und mehr ein Thema.
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