Hamilton und der glamouröse Störfaktor
Mercedes will sich mit einer Grossoffensive aus seiner Formel-1-Depression befreien. Das geht aber nur, wenn der von McLaren abgeworbene Lewis Hamilton endlich wieder sein Potenzial ausschöpft.

Wer darauf setzt, dass Lewis Hamilton in der kommenden Saison seinen zweiten Weltmeistertitel feiern kann, gewinnt im Erfolgsfall das Zwölffache seines Einsatzes. Dieses einfache Zahlenspiel illustriert, wie wenig Kredit der Brite bei den Experten geniesst. Wegen des durchwachsenen Jahres 2012, das er noch hinter dem Lotus-Piloten Kimi Räikkönen als WM-Vierter abschloss. Und wegen des Wechsels zum Mercedes-Rennstall, der in der Konstrukteurswertung zuletzt nur die Nummer 5 war. «Wenn ich Lewis wäre, hätte ich McLaren nicht verlassen», sagte die britische Grand-Prix-Legende Jackie Stewart gegenüber der Zeitung «Daily Mail» stellvertretend für zahlreiche Experten.
Stewart wirft Hamilton, der 2008 in seiner zweiten Formel-1-Saison schon Weltmeister wurde, zudem eine wenig professionelle Einstellung vor: «Er muss sich überlegen, wie und mit wem er seine Freizeit verbringt und wie er sie mit seinem wirklichen Leben als Rennfahrer vereinbart.» Stewart spielt damit vor allem auf Hamiltons Liebesbeziehung mit Pussy-Cat-Dolls-Sängerin Nicole Scherzinger an. Die zwischenzeitliche Trennung der beiden war rund um den Globus ein grosses Thema in der Boulevardpresse, inzwischen sind der Rennfahrer und die Künstlerin wieder häufig an Partys zu sehen. Ein starker Gegensatz zu Sebastian Vettel, dem Weltmeister der vergangenen drei Jahre. Der Deutsche schirmt sein Privatleben so gut wie möglich ab, seine Freundin Hanna Prater tritt nur höchst selten in Erscheinung.
Viel hängt in Stewarts Augen davon ab, wie gut die sportliche Ehe zwischen Lewis Hamilton und Mercedes-Teamchef Ross Brawn funktionieren wird. Brawn werde von seinem britischen Landsmann die gleiche Opferbereitschaft fordern wie einst von Michael Schumacher. Nur wenn Hamilton bereit sei, mitzuziehen, könne er von Beginn an konkurrenzfähig sein.
Brawn ist aber nicht der einzige starke Mann, auf den der Hoffnungsträger bei Mercedes trifft. Auch Österreichs Formel-1-Legende Niki Lauda ist bei den Silberpfeilen in wichtiger Funktion tätig. Der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums hat die Rolle als Vermittler zwischen der Zentrale in Stuttgart und dem Quartier des Rennstalls im englischen Brackley inne. Er glaubt fest an Hamilton und überredete ihn am Rande des letztjährigen Singapur-Grand-Prix, McLaren nach sechs Jahren den Rücken zu kehren.
Lauda, der als Teamchef bei Jaguar und später bei Red Bull nur bescheidenen Erfolg hatte, schwärmt vom Fahrerduo Lewis Hamilton/Nico Rosberg. Diese beiden Namen seien Motivation genug für die Crew, das Letzte aus sich herauszuholen. Bei Michael Schumachers Engagement klang dies nicht unähnlich. Ob der Aufbruchsstimmung diesmal auch die entsprechenden Resultate folgen, zeigt sich am 17. März. Dann beginnt mit dem Grand Prix von Australien die neue Saison in der Königsklasse des Motorsports.
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