Fragen an Kurator Hans Ulrich ObristHält Kunst jung?
Irgendwann hat unser Autor begonnen, all die jugendlichen Künstler:innen jenseits der achtzig zu fragen, was sie so frisch hält. Bei der 93-jährigen June Leaf sind es die Hände.
Jede Figur im Werk von June Leaf ist immer in Bewegung – wie auch die Künstlerin selbst. «Ohne Titel» (Küstenlinie mit Figuren), circa 1980.
Bild: Courtesy the artist and Ortuzar Projects, New York. Foto: Dario Lasagni
Ende vergangenen Jahres habe ich die Künstlerin June Leaf in ihrem Atelier besucht. Sie ist eine Person mit einer magischen Ausstrahlung, und auch ihr Werk hat etwas Magisches – ihre Gemälde von Landschaften und Porträts, die teils real, teils erfunden sind, ihre Zeichnungen oder ihre Drahtskulpturen, die wie in dauernder Bewegung sind und ein Eigenleben zu führen scheinen. Leaf war bis zu dessen Tod die Lebenspartnerin des berühmten schweizerisch-amerikanischen Fotografen Robert Frank, und obwohl sie 93 Jahre alt ist, arbeitet sie seit nunmehr über siebzig Jahren Tag für Tag an ihrer Kunst.
