Guttenberg reist überraschend nach Afghanistan
Der deutsche Verteidigungsminister ist nach Afghanistan aufgebrochen. Derweil bringt der Plagiatsvorwurf Guttenberg weiter in Bedrängnis. Eine Zitatgeberin fordert Konsequenzen.

Auf seiner neunten Reise nach Afghanistan hat der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg einen Aussenposten der Bundeswehr im Norden des Landes besucht. Das bestätigte sein Ministerium in Berlin am Donnerstag auf Anfrage. Sein genaues Reiseprogramm und auch der Termin seiner Rückkehr werden jedoch aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. Guttenberg war am Mittwoch aufgebrochen.
Der Minister informiere sich über die Lage der Bundeswehr in Afghanistan, sagte der Ministeriumssprecher. Er werde nur von einer ganz kleinen Delegation begleitet. Berichterstattung von vor Ort wird es kaum geben: Es ist die erste Afghanistan-Reise des CSU-Politikers ohne Begleitung von Journalisten. Der Minister wird allerdings vom Verleger einer grossen Zeitung begleitet, sagte der Sprecher. Auf seiner letzten Reise nach Afghanistan kurz vor Weihnachten 2010 besuchte Guttenberg gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel das Bundeswehr-Feldlager Kundus.
Vor kurzem sorgten eine Affäre um geöffnete Feldpost aus Afghanistan und die Umstände des Todes eines Soldaten für Schlagzeilen. In Deutschland steht der Minister derzeit in der Kritik, weil er Passagen seiner Doktorarbeit abgeschrieben haben soll, ohne dies kenntlich zu machen. Guttenberg hat diese Vorwürfe bislang zurückgewiesen.
Wissenschaftler üben harte Kritik
Die deutsche Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig hat inzwischen die Aberkennung des Doktortitels von Theodor zu Guttenberg gefordert. «Es ist mir unverständlich, wie man sich solch eine Blösse geben kann», sagte Zehnpfennig der Zeitung «Die Welt» . Guttenberg, der für seine Doktorarbeit Passagen aus einem Aufsatz Zehnpfennigs übernommen haben soll, ohne dies als Zitat zu kennzeichnen, habe sich «dumm» verhalten, sagte die Politikwissenschaftlerin.
Nach Ansicht des Bremer Juraprofessors Andreas Fischer-Lescano, der die Plagiatsvorwürfe zuerst aufgebracht hatte, verstiess Guttenberg gegen die Promotionsordnung der Universität Bayreuth. Wie die «Financial Times Deutschland» in ihrer Donnerstagsausgabe unter Berufung auf einen Artikel des Wissenschaftlers für die Fachzeitschrift «Kritische Justiz» berichtete, hat Fischer-Lescano aufgrund des fehlerhaften Umgangs mit Zitaten Zweifel, «dass die Dissertation wissenschaftlichen Mindeststandards entspricht».
Aus wissenschaftlichem Interesse
Der Frankfurter Europarechtler Felix Hanschmann, der gemeinsam mit Fischer-Lescano die strittigen Passagen bei einer Routineprüfung entdeckte, betonte in der «Passauer Neuen Presse» sie hätten kein politisches, sondern ein rein wissenschaftliches Interesse gehabt. Seiner Ansicht nach ist der Umfang der Verstösse wie auch die Vorgehensweise bei Guttenberg vergleichbar mit anderen Plagiatsfällen, in denen die angerufenen Gerichte eine Aberkennung des Doktortitels durch die Universität bestätigten.
Die CDU nahm unterdessen Guttenberg gegen die Vorwürfe in Schutz. Unionsfraktionsvize Günther Krings (CDU) sagte der «Neuen Osnabrücker Zeitung», die Vorwürfe seien «lächerlich». «Seine Doktorarbeit ist von einem der führenden deutschen Verfassungsrechtler wissenschaftlich betreut worden und in einem höchst renommierten Wissenschaftsverlag erschienen, der für seine strengen Massstäbe bekannt ist», sagte Krings. Die «masslos überzogenen Reaktionen» der Opposition seien Teil einer «Schmutzkampagne», sagte der CDU-Abgeordnete.
dapd/jak
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