Gute Laune und Larmoyanz
Patent Ochsner gefielen sich im Garten des Landesmuseums.

Als man ihn zum ersten Mal sah, bestand seine Band nicht nur aus ihm mit assortierten Begleitern und sah man auf dem Konzertplakat nicht nur ihn und gab es von ihm nicht auch noch selbst gemalte Bilder zu sehen. Das war vor über 25 Jahren; Patent Ochsner hatten gerade ihre erste Platte herausgebracht, und Büne Huber, der Sänger, hatte das eine Lied geschrieben, das er sein ganzes Leben nicht loswerden wird. «Bälpmoos» heisst es und wird im Garten des Zürcher Landesmuseums nach rund 75 Minuten überlang, aber innig gegeben. Der Song bleibt, zusammen mit «Campari Soda» von Taxi, «Bümpliz–Casablanca» von Züri West und «Intercity» von Stiller Has eines jener Lieder über die eigentümliche Neigung mancher Schweizer, Heimweh zu haben nach dem Ausland.
Aber wer auf Dialekt singt, wird seine eigene Heimat nie los, sondern zu ihrem Gefangenen, denn es geht nie weiter als Allschwil, Bethlehem oder Rorschach – nicht einmal in der Westschweiz wollen sie unsere Mundartbands hören. Also bringt der Entscheid einen Verzicht. Als Gewinn bleibt, dass das Publikum einen versteht und sich verstanden fühlt.
Alle Ecken runden sich
Aber zu viel Verständnis hilft der Sache nicht, und was man von Patent Ochsner und ihrem Sänger von den Platten und Konzerten her kennt, wiederholt sich am ersten von fünf aufeinanderfolgenden Auftritten im Landesmuseum: Diese Musik gefällt sich zu sehr in ihrer Mühelosigkeit. Alle Ecken runden sich, jede Dissonanz verströmt in Harmonie, jeder Anflug von Wildheit ist gar nicht so gemeint. Die Musiker und ihr Bandleader pappen Elemente von Schlager, Reggae, Latin, Rock und Kuschelrock zusammen, die neunköpfige Band spielt kompetent, wenn auch ohne Charakter. Büne Hubers Auftritt oszilliert zwischen guter Laune an der Gitarre und Larmoyanz im Dreivierteltakt. Patent Ochsner, von denen nur noch der Sänger aus der Originalformation übrig geblieben ist, klingen wie jene Art von Band, gegen die sie damals angetreten waren.
Aber die Musiker und ihr Sänger kommen an, keine Frage. Sie haben für jeden etwas, und jeder hat Freude. Der Abend ist kühl von der Temperatur her, das Publikum dennoch ausgelassen, die Leute singen und klatschen und wiegen sich. Wäre dieses Konzert ein Film und würde an den Solothurner Filmtagen gezeigt, bekäme er viel Applaus im Saal, und trotzdem würde man beim Hinauslaufen denken: typisch Schweizer Film.
Weitere Konzerte: Do bis Sa, Landesmuseum, 21 Uhr.
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