Grünliberaler ist glücklich über seine glücklose Wahl
Der Kinderarzt Peter Schibler, der nicht gewählt werden wollte, hat bei den Kantonsratswahlen den grössten Sprung nach vorn gemacht.
Von Patrick Gut Der Männedörfler Kinderarzt Peter Schibler hat mit Inbrunst gekämpft. Er wollte unter allen Umständen auf den letzten Listenplatz bei den Grünliberalen. Schiblers Ziel war es, nicht gewählt zu werden, seiner Partei trotzdem aber möglichst viele Stimmen zu bringen. Die Vorsichtsmassnahme mit dem letzten Listenplatz war nötig, weil Schibler bei den Wahlen vor vier Jahren bereits vom achten auf den zweiten Platz vorgerückt war. «Ich musste mir ernsthaft Sorgen machen, gewählt zu werden», sagt Schibler, der in Stäfa seine Praxis betreibt. Das Wahlwochenende hat gezeigt, dass Schibler durchaus umsichtig gehandelt hat. Wiederum hat er nämlich einen Riesensprung nach vorne gemacht, und zwar vom 13. auf den 6. Platz. Mit dem Gewinn von sieben Listenplätzen ist Schibler in dieser Kategorie nicht nur der Aufsteiger unter den Grünliberalen, sondern unter allen Kandidaten im Bezirk. «Ich bin glücklich, wie es jetzt herausgekommen ist», sagt Schibler. Ob er selber jemals ein politisches Amt anstreben werde, wisse er im Moment nicht. Nur so viel: «Zuerst einmal bin ich Arzt, und in meiner Praxis wird eine hohe Präsenzzeit von mir erwartet.» Für die Zukunft sieht Schibler eine Perspektive. Je besser die Grünliberalen ihren Job machen würden, desto weniger seien sie auf Kandidaten wie ihn angewiesen. «Ich bin zuversichtlich, dass die Grünliberalen zunehmend auf Kandidaten zurückgreifen können, die einen politischen Leistungsausweis vorzuzeigen haben.» SVP-Überflieger holt Sitz Die Silbermedaille der parteiinternen Aufsteiger geht an zwei SVP-Kandidaten: Gregor Rutz und Roberto Martullo. Beide haben sie jeweils sechs Listenplätze gutgemacht. Der Küsnachter Rutz kämpfte sich vom sechsten auf den ersten Platz vor und zieht in den Kantonsrat ein. Martullo schaffte den Sprung vom letzten auf den siebten Listenplatz. Gregor Rutz sagt, er freue sich über sein persönliches Resultat und das Vertrauen der Wähler. Er sehe vor allem die Verantwortung, die an das Amt geknüpft sei, und die wichtige Arbeit, die auf ihn zukomme. «Mit dem Resultat habe ich wahrscheinlich rechnen müssen», sagt Rutz. Als Vizepräsident der Kantonalpartei, ehemaliger Generalsekretär der SVP und als Mitglied der Kommission von Bundesrätin Simonetta Sommaruga, die sich mit der Umsetzung der Ausschaffungsinitiative befasst, habe er eine «gewisse Medienpräsenz». Dies könne sich bei Wahlen niederschlagen. «Das Wichtigste ist für mich, dass die SVP ihr gutes Resultat im Bezirk Meilen bestätigen konnte. Wer letztlich gewählt wird, ist nicht so entscheidend», sagt Rutz. Ob das die abgewählten SVP-Kantonsräte Adrian Bergmann und Rolf Zimmermann auch so sehen, bleibe dahingestellt.Anders als der Grünliberale Schibler hegt Roberto Martullo als Listenletzter politische Ambitionen. Er freue sich, dass er dank einem guten Wahlkampf einige Plätze wettgemacht habe. «Das hat die Skeptiker Lügen gestraft», sagt Martullo, der bei manchen politischen Gegnern als Enfant terrible gilt.Martullo glaubt, dass er sich für die Kantonsratswahlen in vier Jahren eine bessere Ausgangslage geschaffen habe. Eine Kandidatur für den Nationalrat schliesst Martullo jedoch aus. Er habe drei kleine Kinder, und seine Frau Magdalena Martullo-Blocher sei bekanntlich voll berufstätig. «Und sowieso: Mit all den pensionierten Sesselklebern wird es schwierig sein, einen guten Listenplatz zu bekommen.» Die Frage, ob sich sein Schwiegervater – Alt-Bundesrat Christoph Blocher – in den Kantonsratswahlen als Hypothek oder Bonus erwiesen habe, beantwortet Martullo so: «Ich habe im Wahlkampf den Namen Blocher bewusst nicht verwendet.» Einige Wähler hätten ihn wohl wegen der verwandtschaftlichen Beziehungen bewusst zweimal auf die Liste gesetzt, andere hätten ihn deswegen ganz gestrichen.
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