Grosse Gefühle aus dem Niemandsland
Vier Jahre nach dem schrillen Erfolgsalbum «We Started Nothing» legen The Ting Tings einen gefühlvollen Zweitling nach: Auf «Sounds from Nowheresville» zelebriert das britische Indieduo stilsichere Grandezza.

«Kunst» wollten sie machen, doch es wurde Müll. Ja, es ist wahr, einen Grossteil des zweiten Albums der britischen Ting Tings wird die Welt nie zu hören bekommen. «Wir waren mit unserem ersten Album zweieinhalb Jahre auf Tour», erklärt Sängerin Katie White beim Interview in Zürich. «Dann gingen wir nach Berlin. Und plötzlich waren all diese Leute um uns herum, die alle eine andere Meinung zu unseren neuen Songs hatten.» Eine verwirrende Situation, insbesondere für ein Duo, das sein erstes Album unter Ausschluss der Öffentlichkeit in einem ehemaligen Nachtclub bei Manchester aufgenommen hatte. «We Started Nothing» hiess jenes Wunderwerk, das die Ting Tings 2008 mit minimalistisch-elektronischem Krawallpop nach oben katapultiert hatte – auch in den USA, wo der übersteuerte Dancefloor-Stampfer «Shut Up and Let Me Go» von Steve Jobs persönlich an Land gezogen wurde. Es war das letzte Signing des Apple-Chefs.