Grosse Ehre für die Plagiate-Finder
Guttenplag Wiki hat einen Grimme Online Award bekommen – und damit alle ihre Helfer. Doch auf eine «Schwarmintelligenz» im Netz sollte man sich nicht verlassen, sagt ein Mitglied der Jury.

Die Internet-Plattform Guttenplag Wiki ist für ihre Beteiligung an der Aufdeckung der Plagiate des früheren Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mit einem der renommierten Grimme Online Awards ausgezeichnet worden. Das gleichnamige deutsche Institut schrieb dazu, das Projekt mache deutlich, wie effektiv Textvergleiche im Internet gemeinschaftlich organisiert werden können – und lobte die «faire und unvoreingenommene Arbeitsweise der Administratoren des Wikis».
Tatsächlich hatten sich die Betreiber der Seite während des Prozesses, der schliesslich das Ende von Guttenbergs schneller Karriere als Politiker bedeutete, nicht nur auf gegenseitige Kontrollen unter Plagiatesuchern verlassen. Stattdessen setzten sie auch eigene Administratoren ein, um einzelne Passagen zu überprüfen – und wiesen auf der Webseite ausdrücklich darauf hin, dass notwendige «Korrekturen aufgrund zutreffender Kritik nicht von vornherein auszuschliessen» seien.
Blogger und Twitterer als Fallstricke für Journalisten
Nicht zuletzt wegen dieser soliden Vorgehensweise fiel wohl das Votum der sechsköpfigen Jury in diesem Fall deutlich aus. Nach den Debatten «war man sich relativ einig», erzählt Kommunikations- und Medienforscher Christoph Neuberger von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Er befasst sich seit Jahren mit dem Journalismus im Internet und der Rolle, die Instrumente wie Twitter oder Weblogs dabei spielen können – und kommt zum Schluss, dass Wiki-Methoden nur selten nützlich sind.
«Es gibt nur ganz wenige Aufgaben, die auf diese Weise sinnvoll in diesem Rahmen bearbeitet werden können», sagt Neuberger. Dass eine «Schwarmintelligenz» der User allgemein grossen Nutzen bringen könnte, glaubt er ebenso wenig. Nicht nur wegen der für alle Medien gültige Gefahr, dass Persönlichkeitsrechte durch die Verbreitung «belastender» Informationen verletzt werden können, sondern vor allem wegen der nötigen Überprüfung und Bestätigung, zum Beispiel durch eine unabhängige zweite Quelle. Dass Blogs oder Twitter nicht unbedingt zu trauen ist, zeigte vor kurzem der Fall Amina Arraf. Als «Gay Girl» wurde sie auch in renommierten Medien zur Stimme aus Syrien – bis herauskam, dass der Verfasser der Beiträge ein 40-Jähriger in Schottland war.
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