Oppo Find X5 Pro ausprobiertGrösster Samsung-Konkurrent bringt neue Smartphones
Gleich zwei Top-Smartphones hat Oppo heute vorgestellt. Wir haben sie bereits eine Woche im Alltag getestet. Das sind die ersten Eindrücke.

Vor einem Jahr kürten wir Oppo hier zum verdienten Nachfolger von Huawei im Smartphone-Premium-Segment. Ja, die inzwischen nicht mehr nur Tech-Fans bekannte Marke hatte es geschafft und sich einen Platz in der Oberliga gesichert. Das Find X3 Pro machte im Test eine gute Figur und leistete sich keine Patzer wie die ersten Anläufe in den Jahren zuvor.
In der Folge hat Oppo mit dem sehr preiswerten Reno 6 einen zweiten Volltreffer gelandet. Was also macht man als aufstrebender Hersteller mit einem solchen Erfolg im Rücken? Wirft man Bedenken und Vernunft über Bord und lässt die versammelte Konkurrenz alt aussehen?
Nein. So was machte jeweils höchstens Huawei, als es bei Handykameras noch grosse Verbesserungsmöglichkeiten gab. Oppo lehnt sich dieses Jahr zurück, verbessert Details und bringt dafür gleich zwei Tophandys: das Find X5 (990 Franken) und das Find X5 Pro (1290 Franken).
Rundum polierter
Dass dieses Jahr alles etwas polierter daherkommt, stimmt nicht nur sprichwörtlich – sondern auch tatsächlich. Insbesondere das teurere Pro-Modell liegt mit der Keramik-Rückseite und den abgerundeten Kanten sehr angenehm in der Hand. Die Kameras auf der Rückseite fliessen regelrecht aus dem Gehäuse heraus.
Kantigere Smartphones mögen aktuell im Trend sein, aber wenns um rundliche und kurvige Designs geht, ist das Find X5 Pro kaum zu toppen. Freilich geht es bei Smartphones nicht nur um Äusserlichkeiten. Aber bei den Innereien wird es schwieriger, die Neuerungen im Vergleich zum Vorjahr und vor allem zwischen den beiden X5-Modellen im Alltag zu bemerken.

Ein Phänomen übrigens, das sich etwa auch bei den neuen Samsung-Smartphones beobachten lässt. Nun, da es schon für unter 400 Franken hervorragende Handys gibt und Smartphone-Kameras unabhängig vom Preis ein Leistungsplateau erreicht haben, dass sie alle für den Alltagsgebrauch schon mehr als gut genug sind, fällt es den Herstellern schwer, ihre hochpreisigen Topmodelle so richtig erstrahlen zu lassen.
Hochwertigere Materialien, mehr Speed als im Alltag nötig und natürlich viele Kameras mit grossen Sensoren sollen es richten.
Alles drin
Was das angeht, hat Oppo ganze Arbeit geleistet. Das Find X5 Pro und – mit ein paar kaum spürbaren innerlichen und äusserlichen Abstrichen – das X5 bieten alles, was man sich von einem aktuellen Top-Smartphone wünschen kann.
Rasend schnelle Innereien, einen Bildschirm mit hoher und angenehmer Bildwiederholfrequenz, eine Dreifachkamera mit Zoom und Ultraweitwinkel, 5G, schnelles Laden und einen grossen Akku. Im Vergleich zum teureren Pro muss man beim X5 tief in die technischen Details schauen, um die Unterschiede zu bemerken: etwas weniger RAM, nicht den allerneusten Topprozessor, etwas weniger komplexe Kamerasysteme, ein minimal kleinerer Akku (der aber auch gut für einen Tag reicht) und ein nicht ganz so grosser Bildschirm. Im Alltag muss man sich Mühe geben, die technischen Unterschiede zu bemerken.

Der grösste Unterschied ist dann auch rein äusserlich. Das X5 hat keine Keramik-Rückseite, und damit geht die Kamera nicht ganz so fliessend in das restliche Gehäuse über. Kurz: Das Pro ist schöner und griffiger.
Ikonische Partnerschaft
Besonders stolz ist Oppo auf die neue Kamera. Die trumpft gleich mit zwei Schriftzügen auf der Rückseite auf. Da steht zum Ersten «Powered by MariSilicon». Dahinter verbirgt sich ein von Oppo entwickelter eigener Bildprozessor. Solche Bildprozessoren spielen beim Erstellen von Fotos und Videos eine entscheidende Rolle, da sie den Hauptprozessor entlasten und speziell für solche Arbeiten entworfen werden. Als Nutzerin oder Nutzer merkt man allerdings nicht, was da genau passiert und wo.
Der zweite Schriftzug ist weniger kryptisch und dafür regelrecht ikonisch: «Hasselblad». Ja, Oppo hat eine Partnerschaft mit dem berühmten Kamerahersteller. Ähnlich wie früher Huawei mit Leica, setzt Oppo nun auf Hasselblad. Freilich ist der Name des schwedischen Traditionskonzerns nicht ganz so klingend wie der des deutschen Herstellers. Kommt dazu: Seit 2017 gehört Hasselblad dem chinesischen Drohnenspezialisten DJI.
Ein Wort noch zur Software. Hier hat sich nicht viel getan im Vergleich zum Vorjahr. Oppo setzt weiter auf eine eigene Verpackung für Android. Ob einem die zusagt oder nicht, ist Geschmacksache. Gerade wer zuvor ein iPhone hatte, findet sich bei Oppo schneller zurecht als bei manch anderem Android-Hersteller.
Auch löblich: Oppo verspricht, dass das X5 und das X5 Pro mindestens noch die drei nächsten grossen Android-Updates bekommen und die nächsten vier Jahre mit Sicherheitsupdates versorgt werden. Noch besser sieht das bei Samsung aus. Dort bekommen die aktuellen Topgeräte vier grosse Updates und fünf Jahre Sicherheitsupdates.
Fazit: Mit dem Find X5 und dem X5 Pro wird Oppo seine Position im Topsegment zementieren. Gespannt sein darf man, ob sich für Oppo die Konzentration auf das Wesentliche auszahlt oder ob es nicht doch ein schreierisches Feature gebraucht hätte, das im Alltag zwar nichts bringt, aber Kunden anlockt.
Rafael Zeier ist Redaktor für Digitales und Gesellschaft. Er berichtet über neue Webdienste, testet neue Geräte und schaut den Techkonzernen auf die Finger. Nebenher macht er Youtube-Videos.
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