Grenzgängerin Penka entgeht der Todesstrafe
Eine bulgarische Kuh grast in Serbien. Laut EU-Regeln sollte das Tier getötet werden. Jetzt darf sie leben – auch dank Paul McCartney.

Es war Mitte Mai, als der bulgarische Hirte Iwan Kirilow Haralampijew plötzlich merkte, dass ihm eine Kuh fehlte. Haralampijew lebt in einem Dorf nahe der serbischen Grenze. Sein Land Bulgarien ist Mitglied der Europäischen Union, Serbien verhandelt über den Beitritt. Wenige Tage nach dem Verschwinden des Tieres erhielt der bulgarische Bauer einen Anruf von der serbischen Polizei: Seine Kuh Penka sei über die Grenze, man habe sie anhand der Ohrmarke «BG31261073» identifiziert. Also fuhr Haralampijew nach Serbien, um Penka abzuholen. Das Tier hat auf der falschen Seite gegrast, es überquerte unabsichtlich die EU-Grenze, alles nicht so schlimm, kann ja vorkommen, mag sich der Bulgare gedacht haben.
Bei seiner Rückkehr erlebte der Bauer Haralampijew am Grenzübergang Bosilegrad aber eine böse Überraschung. Die ganze bulgarische Staatsmacht ging in Stellung, um Penkas Rückkehr zu verhindern. Ein Tierarzt verkündete das harte Urteil: Das trächtige Rind müsse seinen Ausflug nach Serbien mit dem Leben bezahlen. Laut EU-Regeln ist die unkontrollierte Einfuhr von Vieh streng verboten. Eine Ausnahme gebe es leider auch für ausgebüxte Kühe nicht, teilten Bulgariens Grenzpolizisten mit.
Europaweite Solidarität
Es nützte nichts, dass ein serbischer Veterinär zuvor erklärt hatte, Penka sei kerngesund und dürfe zu ihrem Besitzer zurückkehren. Anstatt auf der Wiese zu landen, wurde die Kuh unter Quarantäne gestellt. Haralampijev sagte gegenüber serbischen Medien, die Grenzpolizei habe ihn sogar kurzfristig verhaftet. Aber er sei ein echter bulgarischer Mann, er werde für die Würde seiner Kuh kämpfen.
Unterstützung erhielt Haralampijew von Tierfreunden aus ganz Europa. «Wir können nicht erwarten, dass eine Kuh versteht, was EU ist und was nicht. Es ist ein Zwischenfall, der normal ist in einer Grenzregion», sagte Marina Iwanowa von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten. Ex-Beatles-Sänger Paul McCartney appellierte auf Twitter, die Kuh zu retten.
Etwa 30'000 Menschen unterzeichneten eine Onlinepetition. Nun hat die bulgarische Regierung Penka begnadigt. Die Staatsagentur für Lebensmittelsicherheit erklärte, Laboranalysen hätten tierärztliche Bedenken ausgeschlossen: Penka leide weder an einer Blauzungenkrankheit noch an ansteckenden Hauterkrankungen.
Vor allem für britische Boulevardmedien und Brexit-Populisten war die Penka-Posse ein gefundenes Fressen, um Stimmung gegen die EU und ihre angeblich lächerlichen Verordnungen zu machen. Es war ein britischer Reporter, der von einem EU-Sprecher wissen wollte, ob Brüssel die Rettung Penkas bestätigen könne. Die Antwort: «Lang lebe Penka, die Kuh! Die Europäische Union zu verlassen und dann zurückzukommen, das ist o.k.». Ob das auch für Grossbritannien gilt, liess der EU-Beamte offen. Grenzgängerin Penka soll Ende Woche nach Hause kommen.
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