Gratulation: Endlich ein zweiter Master of Wine!
Weintipp Vor einem guten Jahr freute ich mich in einer Kolumne, dass wir bald einen zweiten Schweizer Master of Wine bekommen werden. Leider dürfen wir ihn nun erst im kommenden Sommer begrüssen, aber in der Zwischenzeit hat ein Engländer, der seit über fünf Jahren in der Schweiz lebt, die Prüfung zum Master of Wine bestanden. Er heisst Paul Liversedge, und ich gratuliere ihm ganz herzlich zum Bestehen der weltweit schwierigsten Weinprüfung. Der 44-Jährige mit schottischen und englischen Wurzeln ist ein äusserst sympathischer Mann, der bereits früh seine Liebe zum Wein entdeckte. Nach einem Wirtschaftsstudium arbeitete er für die englische Weinkette Threshers. Von England verschlug es ihn nach Hongkong zur Watson Gruppe, die ihn nach dem Kauf einer Schweizer Weinhandlung bat, zur Unterstützung des lokalen Teams in die Schweiz zu ziehen. Dort kaufte und verkaufte er vor allem rare Bordeaux. Vor zwei Jahren machte sich Paul selbstständig. Er eröffnete in Stallikon ein kleines Fachgeschäft im – wie er sagt – «besten Weinmarkt der Welt». In England sei Weinhandel ein brotloser Beruf geworden. Immer mehr Leute könnten sich keine guten Weine mehr leisten, die Weinsteuer bringe den Handel fast zum Erliegen. So ist er glücklich, in der Schweiz zu sein. Sein Angebot bewegt sich bewusst abseits des Mainstreams. Neben französischen Weinen bietet er Gewächse aus Übersee an. Bei seinem Besuch brachte er mir einen bemerkenswerten englischen Schaumwein mit, der nach Champagnerart gekeltert wurde. Die Kreideböden in den South Downs in Südengland entsprechen geologisch exakt den besten Lagen der Champagne und liegen nur etwa 150 Kilometer nördlich. Durch die Klimaerwärmung gleicht sich der Süden Englands zunehmend der Witterung der Champagne an. Es verwundert also nicht, dass bereits einige Champagnerhäuser im Süden Englands Land gekauft haben. Der von Paul Liversedge importierte Ridgeview Sparkling Wine zählt zu den besten englischen Schaumweinen und ist blind kaum von einem soliden Champagner zu unterscheiden. Er besteht – wie originaler Champagner – aus den Traubensorten Chardonnay, Pinot noir und Pinot meunier. Die Klone der Rebsorten wurden eigens aus der Champagne bezogen. Ridgeview schmeckt trocken, frisch und überzeugt durch champagnerähnlichen Charakter. Wer seinen Gästen einen ungewöhnlichen, aber hochwertigen Schaumwein servieren möchte, der landet mit dem Ridgeview einen Volltreffer, der preislich attraktiv ist und so manchen durchschnittlichen Markenchampagner übertrifft. Ridgeview Bloomsbury brut 2009, Sussex (englischer Schaumwein) zu 30 Fr., Real Wines (Paul Liversedge) in Stallikon, Tel. 043 466 08 90, www.realwines.ch. Paul Imhof schreibt im Wechsel mit Philipp Schwander über Wein und Winzer und stellt edle Tropfen vor.
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