Wichtigster MusikpreisBeyoncé gewinnt vier Grammys und bricht Rekord
Die US-Künstlerin hat in ihrer Karriere so viele Grammys gesammelt, wie niemand zuvor. Die wichtigsten Auszeichnungen des Jahres gingen allerdings an andere Stars.

Bei der 65. Grammy-Verleihung in Los Angeles hat US-Sängerin Beyoncé am Sonntag vier Grammys erhalten und einen Rekord gebrochen: Mit insgesamt 32 Grammys hat die Künstlerin nun mehr der begehrten Musik-Trophäen als jeder andere Preisträger bisher.
Ihren vierten Grammy, mit dem sie den Rekordwert überschritt, bekam Beyoncé in der Kategorie «Bestes Dance/Electronic-Musikalbum» für ihr siebtes Studioalbum «Renaissance». Beyoncé übertraf damit den 1997 verstorbenen Dirigenten Georg Solti, der mit 31 Grammys bisheriger Rekordhalter war. «Ich versuche, nicht zu emotional zu sein (...) und diesen Abend einfach nur zu geniessen», sagte Beyoncé bei der Preisverleihung.

«Renaissance» ist Beyoncés viertes Studioalbum. Auf ihm sind Club-Hits und Songs mit Einflüssen aus Funk, Soul, Rap, House und Disco vertreten. Mit dem Album schaffte es die Sängerin erstmals seit gut einem Jahrzehnt wieder auf Platz eins der Billboard-Charts.
«Ich möchte meinen Eltern danken, meinem Vater und meiner Mutter, die mich geliebt und gefördert haben», fügte sie hinzu. «Ich danke meinem wundervollen Ehemann und meinen drei wundervollen Kindern, die zu Hause sind und zugucken.» Beyoncé ist seit 2008 mit dem Rapper Jay-Z verheiratet.

Beyoncé war in neun Kategorien nominiert. Den wohl begehrtesten Grammy des Abends – den in der Kategorie «Bestes Album des Jahres» – bekamen allerdings weder sie noch die ebenfalls als Favoritin gehandelte britische Sängerin Adele, sondern ihr Landsmann Harry Styles. Er wurde für sein Album «Harry’s House» ausgezeichnet. Der 29-jährige Brite setzte sich damit auch gegen «Music Of The Spheres» von Coldplay durch. «So etwas passiert Menschen wie mir nicht sehr häufig», sagte Styles sichtlich berührt, nachdem er die finale Trophäe des Abends von einem Fan übergeben bekommen hatte. «Ich bin sehr, sehr dankbar.»
In der Kategorie «Beste Aufnahme des Jahres» ging der Grammy an Lizzo, die mit ihrer Single «About Damn Time» überzeugen konnte. Die in Köln geborene Sängerin Kim Petras und der britische Sänger Sam Smith wurden für ihren Clubhit «Unholy» mit einem Grammy ausgezeichnet. Damit ist die 30-jährige Deutsche der erste Transmensch in der Geschichte der Grammys, der in der Kategorie bestes Pop-Duo ausgezeichnet wurde.

«Ich will nur all den unglaublichen Transgender-Legenden vor mir danken, die diese Türen für mich geöffnet haben, damit ich heute Abend hier sein kann», sagte Petras. «Ich bin an einer Autobahn mitten im Nirgendwo in Deutschland aufgewachsen. Und meine Mutter hat mir geglaubt, dass ich ein Mädchen bin. Ohne sie wäre ich nicht hier.»
Kurze Zeit später performten Petras und Smith «Unholy» auf der Grammy-Bühne – Petras im Käfig, Sam Smith und die Tänzer als Teufel verkleidet. «Unholy» schaffte es im Herbst 2022 auf Platz Eins in den USA und Grossbritannien. Das Lied handelt von einem Familienvater, der sich in einem Stripclub vergnügt.

Ein weiterer Gewinner der amerikanischen Preisnacht war Rapper Kendrick Lamar, der 2022 mit «Mr. Morale & the Big Steppers» nach bahnbrechenden früheren Alben erneut ein viel gerühmtes Rap-Werk rausbrachte und drei Grammys holte – unter anderem für das beste Rap-Album. Songwriterin Bonnie Raitt bekam den Grammy für den Song des Jahres mit «Just Like That». Adele wurde für «Easy on Me» mit dem Preis für den besten Pop-Song ausgezeichnet.
Ihren Höhepunkt erreichte die Stimmung im Saal bei einem Song-Medley anlässlich des «50. Jubiläums von Hip Hop». Etliche Künstler, darunter Busta Rhymes, Ice-T, Missy Elliott, Nelly und LL Cool J, führten auf der Bühne musikalisch durch die Geschichte des Genres. 1973 gilt gemeinhin als das Geburtsjahr der heute global populären Musikrichtung.
Die 65. Grammy-Musikpreise wurden in der Nacht zum Montag in Los Angeles verliehen. Moderiert wurde die Gala erneut von Comedian Trevor Noah. Insgesamt sollten dieses Jahr laut Veranstalter Grammys in 91 Kategorien vergeben werden.
In der Kategorie Bester Song für sozialen Wandel gewann die iranische Protesthymne «Baraye». Die Ballade des Sängers Scherwin Hadschipur hat während der jüngsten Protestwelle im Iran Millionen Menschen berührt.
First Lady Jill Biden stellte den Preis vor. «Ein Lied kann vereinen, inspirieren und letztendlich die Welt verändern», sagte sie. Der Song sei «ein kraftvoller und poetischer Aufruf für Freiheit und Frauenrechte». Auf Twitter schrieb Hadschipur am Montag: «Wir haben gewonnen».

Jill Biden,Shervin Hajipor
In «Baraye» (Für) gibt der 25-Jährige den Menschen, die im Iran gegen die repressive Politik auf die Strasse gingen, eine Stimme. Innerhalb weniger Tage erreichte der Song ein Millionenpublikum. Die Ballade greift die verschiedenen Gründe auf, warum Iranerinnen und Iraner politischen und gesellschaftlichen Wandel fordern. Kurz nach Veröffentlichung wurde der Sänger festgenommen und musste sich – wahrscheinlich unter massiver Einschüchterung – dafür entschuldigen.
Irans politische Führung steht seit Ausbruch der Proteste Mitte September unter enormem Druck. Ausgelöst vom Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini im Polizeigewahrsam stürzte Teheran in die schwerste politische Krise seit Jahrzehnten. Die 22-Jährige war vor fast fünf Monaten wegen Verstosses gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden. Zwar haben die Strassenproteste deutlich abgenommen, viele Menschen im Iran bleiben aber tief unzufrieden und fordern einen Wandel.
AFP/SDA/anf
Fehler gefunden?Jetzt melden.