Goldmedaille für Weintüftler aus Männedorf
Rico Lüthi pflegt jede einzelne seiner Reben intensiv, damit sein Pinot noir gut herauskommt. Die internationale Fachwelt honoriert das.
Von Maria Zachariadis Männedorf – Der Männedörfler Rico Lüthi hat am internationalen Wettbewerb Mondial du Pinot noir in Sierre die Ehre der Zürcher Winzer gerettet. Die Experten haben dort 1300 Weine aus dem In- und Ausland getestet, aber nur ein einziger Tropfen aus dem Kanton Zürich überzeugte sie so, dass es für eine Goldmedaille reichte: Lüthis Pinot noir Barrique von 2008. Gepunktet hat dieser bei der Jury mit einem harmonischen Gleichgewicht zwischen Struktur, Saftigkeit, weichem Tannin und beeriger Frucht und nicht zuletzt auch mit seinem moderaten Alkoholgehalt. Es ist es nicht das erste Mal, dass ein Produkt des Männedörflers in der internationalen Fachwelt Beachtung findet. 2009 erhielt am selben Wettbewerb sein ebenfalls im Barrique (also im Eichenfass) ausgebauter Pinot noir 2004 Gold, ein Jahr später gab es eine Silbermedaille für den herkömmlich im grossen Holzfass gekelterten Pinot noir 2005. Winzer statt Helikopterpilot Lüthi gibt sich trotz dieser Anerkennung seiner Arbeit durch die Fachleute bescheiden. Er ist ein Tüftler und Perfektionist, der seinen Winzerberuf liebt – obwohl er als Kind Helikopterpilot werden wollte. Lüthi, in Grenchen im Kanton Solothurn aufgewachsen, absolvierte gleich nach der Schulzeit die dreijährige Winzerlehre und arbeitete fortan auf verschiedenen Weingütern in der Schweiz. 1998, im Alter von gut 30 Jahren, entschied er sich, am Zürichsee selbst Rebland zu pachten. Seither bewirtschaftet er hier 1,8 Hektaren, die verteilt sind auf den Lattenberg, die Sternenhalde und die Ueriker Risi. Lüthi wohnt mit seiner Frau und den beiden Söhnen in einer Mietwohnung in Männedorf. Gemietet ist auch der Weinkeller bei einem Winzerkollegen in Meilen, wo die eigenen Chromstahltanks und 16 Eichenfässer lagern. Lüthi betreibt einen klassischen Einmannbetrieb, was es ihm ermöglicht, alle Arbeiten zu überschauen. Je nach Aufwand und während der Weinlese beschäftigt er Aushilfen, die er im Stundenlohn bezahlt. Weniger Trauben, dafür bessere In den 13 Jahren, seit er angefangen hat, hat der stille Schaffer gelernt, dass der Barrique-Ausbau sehr hohe Anforderungen an die Qualität der Trauben stellt. «Das bedingt eine aufwendige Pflege jeder einzelnen Rebe», sagt er. Im Frühjahr müsse er das Laub rechtzeitig auslichten, und im Sommer dünnt er die Weinstöcke aus, wodurch er einen geringeren Ertrag in Kauf nimmt. Würde er darauf verzichten, hätte er zwar mehr Früchte, diese wären aber wässrig und hätten weniger Dichte und Tiefe. Der Wandel von üppigen Rotweinen mit möglichst viel Gerbstoffen und Alkohol hin zu fruchtbetonten, saftigen Weinen mit einer ausgewogenen Säure ist nicht spurlos an Lüthi vorübergegangen. Um der neuen Tendenz und der eigenen Vorliebe Rechnung zu tragen, lässt der Goldmedaillengewinner die Maische (die zerquetschten Trauben mitsamt Schale und Fruchtfleisch) zwischen 14 und 19 Tage bei 6 Grad stehen. «Mit dieser sanften Methode erreiche ich, dass Farbe, Gerbstoffe und Aromen, die alle in der Schale stecken, langsam extrahieren», beschreibt Lüthi den Vorgang. Degustation von Rico Lüthis prämiertem Pinot noir Barrique 2008: Samstag, 17. Dezember, 13–16 Uhr, im Keller der Reblaube, Seestrasse 867, Obermeilen. Rico Lüthi.
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