Schuldendeal mit RohstoffriesenGlencore hilft der Credit Suisse aus der Patsche
Der Schweizer Rohstoffkonzern will sich an einem Aluminiumwerk des britischen Unternehmers Sanjeev Gupta beteiligen – das hilft der Grossbank. Denn diese kann so den Schaden aus der Greensill-Pleite verkleinern.

Noch immer ist nicht klar, wie teuer das Greensill-Debakel für die Credit Suisse wird. Sicher ist: Der Fall des australischen Finanzwunderkinds Lex Greensill hat die Bank schwer getroffen. Das Institut von Bankchef Thomas Gottstein hat Fonds seiner inzwischen zahlungsunfähigen Finanzboutique im Umfang von 10 Milliarden Franken an vermögende Kunden verkauft.
Seit März versucht die Credit Suisse, möglichst viel der ausstehenden Schulden der Lieferketten-Fonds hereinzuholen und so den Schaden für die Anleger möglichst gering zu halten. Rund 6 Milliarden hat sie bislang zurückbezahlt.
Eine besondere Rolle kommt in diesem Debakel dem britischen Industriellen Sanjeev Gupta zu. Der 49-jährige Metallmagnat, einst als Retter der britischen Stahlindustrie gefeiert, ist mit Verbindlichkeiten im Umfang von 1,2 Milliarden Dollar der grösste Greensill-Schuldner.
Sein Stahlimperium ist durch das Ende von Greensill ins Strudeln geraten und wird damit auch für die Käufer der Credit-Suisse-Fonds zum Risiko. Nun könnte der potenzielle Schaden für die Anleger der Bank deutlich sinken. Dafür verantwortlich sind die beiden Schweizer Rohstofffirmen Glencore und Trafigura.

Laut einem Bloomberg-Bericht möchte Glencore die Schulden von Guptas Firmengruppe bei Trafigura und dem Finanzgiganten Blackrock im Umfang von rund 230 Millionen Dollar übernehmen. Glencore würde so einen Grossteil der ausstehenden Schulden der Schmelzanlage im französischen Dünkirchen und des dazugehörigen Walzwerks im belgischen Duffel garantieren.
Der Deal dient allen Beteiligten
Das Engagement des Schweizer Rohstoffriesen könnte laut dem Bericht auch noch grösser ausfallen, es soll aber nicht mehr als rund 340 Millionen Dollar betragen. Glencore soll dafür einen Kredit mit einer Laufzeit von sechs Jahren zur Verfügung stellen.
Glencore und Trafigura würden laut dem Bericht die Rohstoffbeschaffung für die Werke übernehmen und auch bei der Absicherung und Vermarktung der Aluminiumprodukte eine Rolle einnehmen. Der Deal mit den Schweizer Rohstoffriesen würde wiederum Gupta dabei helfen, seine Firmengruppe zu stabilisieren.
Trafigura warnte die Credit Suisse frühzeitig
Ein Abschluss des Geschäfts befindet sich dem Vernehmen nach in Reichweite, ist aber noch nicht unterschrieben. Eine Sprecherin von Trafigura bestätigt die Verhandlungen. Glencore kommentiert eine Anfrage dazu nicht.

Interessant ist, dass Trafigura an einem Geschäft beteiligt ist, das der Credit Suisse in der Greensill-Affäre helfen könnte. Denn der Rohstoffhändler hat die Bank bereits vor einem Jahr gewarnt, dass bei Greensill und Gupta eine Gefahr drohen könnte. Damals gelang es Greensill aber, das Ganze als Missverständnis aussehen zu lassen.
Begehrtes Aluminium
Glencore und Trafigura könnten sich durch den Deal ihre Position in einem begehrten Geschäft sichern. Denn die Aluminiumpreise sind derzeit so hoch wie seit drei Jahren nicht mehr.
Der Wert von Aluminium, das für Blechdosen, Flugzeugteile oder auf dem Bau verwendet wird, ist in diesem Jahr um mehr als 20 Prozent auf rund 2500 Dollar pro Tonne gestiegen. Dies, weil sich die Wirtschaftslage in den vergangenen Wochen deutlich verbessert hat und die Nachfrage nach dem Rohstoff entsprechend gestiegen ist.

Heikel ist der Deal für Glencore, weil die britische Justiz wegen Betrugs und des Verdachts auf Geldwäscherei gegen Gupta ermittelt. Auch Glencore ist in mehreren Ländern im Fokus der Behörden. Gupta wäre mit dem Glencore-Deal aber noch nicht aus dem Schneider. Er muss bald schon weitere Geldgeber für andere Teile seines weltumspannenden Firmennetzwerks finden.
Der Unternehmer hat in den vergangenen Jahren Stahlwerke, Minen, Kraftwerke und Schmelzen von Australien bis Tschechien gekauft. Vor seiner Ankunft standen die meisten vor einer ungewissen Zukunft oder gar einer möglichen Schliessung. Das Werk in Dünkirchen kam 2018 hinzu. Gupta kaufte es für 500 Millionen Dollar dem Rohstoffkonzern Rio Tinto ab.
Auch die Credit Suisse dürfte darauf hoffen, dass Gupta seine Firma geschickt filetieren kann. Denn bei einer unkontrollierten Pleite dürfte für sie und ihre Anleger wohl weniger herausschauen, als wenn Gupta ohne Hektik den Markt sondieren kann.
Die Credit Suisse hat Gupta erst kürzlich eine Schonfrist gewährt.
Erst kürzlich hat die Credit Suisse daher Gupta eine Gnadenfrist für den australischen Teil seines Imperiums gewährt, dies berichtete die «Financial Times». Statt die australischen Werke per Gerichtsbeschluss zum Verkauf zu zwingen, hat sie Gupta sechs Wochen Zeit gegeben, um neue Geldgeber zu finden.
Der australische Anteil an den Schulden mache rund 250 Millionen der 1,2 Milliarden Dollar aus. Noch hat sich niemand dafür gefunden.
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