Glattfelder Schule bittet Gschäfter um Rabatt
Der Schulpräsident von Glattfelden hat 70 Firmen nach Vergünstigungen für das Schulpersonal angefragt.
Von Sibille Schärer Glattfelden – Ab nächstem Jahr erhalten die Zürcher Lehrerinnen und Lehrer 5 Prozent mehr Lohn. Die Schule Glattfelden will, dass dieser zusätzliche Batzen möglichst lange bei ihren Angestellten bleibt: In einem E-Mail fragte Schulpräsident Marco Dindo rund 70 Unterländer Geschäfte an, ob sie seinen Mitarbeitenden bei ihren privaten Einkäufen Rabatte gewähren würden. Im Gegenzug verlinke die Schulgemeinde den Namen der Firmen auf ihrer Homepage und berücksichtige die Betriebe bei Schulgemeinde-eigenen Anlässen. Damit will Marco Dindo allerdings nicht den Lehrerberuf attraktiver machen, sondern «eine Win-win-Situation für die Geschäfte der Region und die Angestellten der Schulgemeinde schaffen». Entstanden ist die Idee im Zusammenhang mit einem neuen Personalausweis in Kreditkartenformat, den er einzuführen plant: Wer Rabatt will, muss diese Karte vorlegen. Seine Aktion sei bei den Geschäften mehrheitlich positiv angekommen, sagt Marco Dindo. «Einige Firmen wollten sofort einen Termin mit mir vereinbaren, um über Abmachungen zu verhandeln.» Darunter hätten sich Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen wie Geschenkartikelläden, Autogaragen und Blumenläden befunden. «Einige wenige haben allerdings negativ reagiert und gefragt, was wir uns eigentlich erlauben.» Ethiker hat keine Bedenken Der Bülacher Wirtschaftsethiker Andreas Peter hält das Vorgehen der Glattfelder Schule für unbedenklich. «Schulen haben das Recht, ja sogar die Pflicht, für möglichst gute Anstellungsbedingungen zu sorgen», sagt er. «Wenn dabei das lokale Gewerbe, das ebenfalls Interesse an guten Schulen hat, mitmacht, kann das innovativ sein.» Es sei legitim, gute Lehrpersonen anzulocken. Kritisch wäre es in den Augen des Wirtschaftsethikers, wenn etwa die Angestellten der Steuerbehörde Vergünstigungen beim Gewerbe nachfragen würden. Die Schule hingegen könne kaum unter den Vorwurf der Bestechlichkeit geraten. «Ich gönne allen Menschen die kleinen Rabatte», sagt Andreas Peter. «Wir sind und bleiben schliesslich ein Volk von Cumulus-Punkte-Sammlern, Märkli-Einklebern und Rabatt- und Schnäppchenjägern. Das hat auch etwas Lustvolles. Es muss ja niemand mitmachen.» Neu ist die Idee, mit anderen Firmen Verträge über Vergünstigungen abzuschliessen, nicht. Wer bei Coop arbeitet, profitiert nicht nur beim Einkauf im eigenen Haus oder bei Unternehmen, die zur Coop-Gruppe gehören. Die Angestellten des Grossverteilers können beispielsweise ein SBB-Generalabonnement 650 Franken günstiger beziehen oder bei Pneu Egger neue Winterreifen für ein Drittel des Preises aufziehen lassen. Auch die Mitarbeitenden der Zürcher Kantonalbank können nicht nur bei Bankgeschäften, sondern auch bei anderen Firmen sparen: Sie bezahlen weniger Prämien bei vier verschiedenen Krankenkassen oder fahren günstiger Bahn.
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