Ghadhafis Truppen sollen wahllos auf Zivilisten schiessen
Die letzte im Westen verbliebene Rebellenstadt Misrata ist zurzeit heftig umkämpft. Derweil dringen schockierende Berichte nach aussen.
In der einzigen von Rebellen verteidigten westlibyschen Stadt dauern die Kämpfe trotz einer Vereinbarung der Regierung Muammar al-Ghadhafis mit den Vereinten Nationen über humanitäre Hilfe an. Ein Einwohner Misratas berichtete, bis heute sei besonders das Stadtzentrum umkämpft gewesen.
Seit Donnerstag seien 16 Zivilpersonen getötet worden, sagte Rida al Montasser. Darunter seien acht Menschen, die vor einer Bäckerei für Brot anstanden.
Zivilisten im Visier
Der Oberbefehlshaber über den Nato-Militäreinsatz in Libyen, Generalleutnant Charles Bouchard, bestätigte, dass Ghadhafis Truppen wahllos auf Zivilisten schiessen. Die Streitkräfte stünden auf den Dächern von Moscheen und feuerten von dort auf Menschen, sagte Bouchard gestern dem kanadischen Fernsehen.
Sie versteckten sich in der Nähe von Spitälern und hätten gepanzerte Wagen in Schulen abgestellt. Manchmal zögen die Ghadhafi-Verbündeten auch ihre Uniformen aus, damit niemand sie in der eingekesselten Rebellenbastion erkennen könne. Der Kanadier Bouchard kritisierte dieses Vorgehen als «unmoralisch» und «hinterhältig».
Gemäss HRW 267 Tote
Zugleich betonte er, dass er sich um die humanitäre Situation in der belagerten Stadt Misrata sorge. Die Einwohner litten, aber sie würden mehr leiden, wenn die Nato nicht eingegriffen hätte.
Nach Angaben der New Yorker Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch wurden bei der inzwischen seit sieben Wochen andauernden Belagerung Misratas mindestens 267 Menschen getötet. Spitalärzte sprachen von bis zu 1000 Toten und 3000 Verletzten.
Die Vereinten Nationen hatten zuvor mitgeteilt, die Regierung Ghadhafis habe zugesagt, humanitäre Hilfe in Misrata und anderen umkämpften Städten zuzulassen. Regierungssprecher Mussa Ibrahim sagte dazu in Tripolis, internationalen Regierungen werde der Zugang zu den Gebieten ermöglicht, die von Ghadhafis Truppen kontrolliert werden.
Die UNO-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos sagte in Benghazi, sie habe keine Garantien bekommen, dass die Feindseligkeiten zur Versorgung der Bevölkerung eingestellt würden.
Flüchtlingsschiff aus Misrata
Derweil erreichte ein Schiff mit fast 1000 Flüchtlingen aus Misrata Benghazi. Das von der Internationalen Organisation für Migration (IOM) gecharterte griechische Schiff kam am Montagabend in der Rebellenhochburg an, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
An Bord befanden sich rund 970 Menschen, nach Angaben der IOM waren 90 Prozent davon ausländische Gastarbeiter. Rund 30 Verletzte wurden in das Spital von Benghazi gebracht. Es war das zweite von der IOM gecharterte Schiff in einer Woche, das Flüchtlinge von Misrata nach Benghazi brachte.
Gestern brachte das Rote Kreuz zudem 618 afrikanische Gastarbeiter mit einem gecharterten Schiff nach Ägypten. Tausende afrikanische Gastarbeiter hatten in der drittgrössten libyschen Stadt Misrata gearbeitet.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch