Ghadhafis Heimatstadt unter Dauerbeschuss
Den zweiten Tag in Folge haben Anhänger Ghadhafis die libyschen Revolutionstruppen in Bani Walid unter schweres Artilleriefeuer genommen. Die Rebellen bereiten derweil den Sturm von Sirte vor.
Libysche Revolutionstruppen haben am Montag in ihrem Kampf um die Kontrolle über die letzten Bastionen von Exmachthaber Muammar al-Ghadhafi dessen Heimatstadt Sirte mit Raketen beschossen. Im Osten der Ghadhafi-Hochburg Bani Walid brachen sporadische Kämpfe zwischen beiden Lagern aus. Schlecht ausgerüstete Ex-Rebellen versuchten sich von Norden in die Stadt vorzukämpfen, gerieten aber unter Mörserbeschuss und Maschinengewehrfeuer.
Unterdessen kamen die Bemühungen der libyschen Übergangsregierung zur Bildung eines neuen Kabinetts zum Stillstand, wie ein Sprecher sagte. Es habe Beschwerden gegeben, einige Städte fühlten sich unterrepräsentiert, sagte Dschalal al Gallal. Führende Vertreter des nationalen Übergangsrat waren am Sonntag damit gescheitert, das aus 36 Mitgliedern bestehende Kabinett zu besetzen. Grund waren Meinungsverschiedenheiten über einige der vorgeschlagenen Mitglieder.
Der Vorsitzende des Übergangsrats, Mustafa Abdul Dschalil, und der Chef der Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, brachen nach dem Scheitern der Kabinettsverhandlungen nach New York auf, wo sie Libyen bei der UN-Vollversammlung vertreten werden.
«Wir können nachts nicht in der Stadt bleiben»
Die Kämpfe in Ghadhafis Heimatstadt Sirte, rund 400 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis, hatten bis Montagnachmittag nachgelassen. Revolutionstruppen warteten nach eigenen Angaben darauf, einen weiteren Angriff zu unternehmen, nachdem sie sich zwei Tage zuvor Ghadhafi-Kämpfern geschlagen geben mussten. Mindestens 25 ehemalige Rebellen kamen am Samstag ums Leben, mehr als 50 weitere wurden verletzt.
Weil sie am Morgen in die Stadt vorrücken und sich abends wieder zurückziehen, müssen die Revolutionstruppen sich jeden Tag aufs Neue nach Sirte vorkämpfen. «Wir können nachts nicht in der Stadt bleiben, weil al-Ghadhafi den Strom abgestellt hat und sie (Ghadhafi-Anhänger) ihre eigene Stadt kennen», sagte Revolutionskämpfer Lotfi al Amin.
Ein Sprecher Ghadhafi hat derweil schwere Vorwürfe gegen die Nato erhoben: Bei Luftangriffen des Militärbündnisses in Sirte seien Wohnhäuser getroffen und 354 Menschen getötet worden, sagte Mussa Ibrahim in einem Telefongespräch der Nachrichtenagentur Reuters. Insgesamt seien durch das Nato-Bombardement in Sirte binnen 17 Tagen mehr als 2000 Menschen ums Leben gekommen, wie der «Spiegel»berichtet.
Ghadhafi-Anhänger beschiessen Revolutionstruppen in Bani Walid
Ghadhafi untergebene Kämpfer feuerten am Montag den zweiten Tag in Folge mit Flugabwehrgeschützen auf Revolutionstruppen am nördlichen Tor zu Bani Walid. Nach heftigen Gefechten am Freitag hatten sich die offiziellen Streitkräfte des Nationalen Übergangsrats aus der Gaddafi-Hochburg zurückgezogen, um sich neu zu gruppieren. Kleine Gruppen von Anhängern der Übergangsregierung versuchen immer wieder ins Stadtzentrum vorzustossen, werden aber von den Ghadhafi-Truppen regelmässig zurückgeschlagen.
Die Front vor Bani Walid werde derzeit von grösstenteils jungen Kämpfern ohne militärische Ausbildung gehalten, berichtete ein Reporter der Nachrichtenagentur AP. Darunter seien 18-Jährige, die den Tag damit verbrächten, Haschisch zu rauschen und in die Luft zu schiessen. Am Montag gerieten drei Fahrzeuge von Anhängern der Übergangsregierung in einen Hinterhalt von Ghadhafi-Truppen, sagte Kämpfer Wassim Radschab. Er habe von Kameraden gehört, dass vier von ihnen getötet worden seien.
dapd/AFP/pbe
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