Getreidesilo mit Balkon
Leben, wo früher Weizen gelagert wurde: Das will ein Architektenpaar in Rorbas mit einem aussergewöhnlichen Bauprojekt ermöglichen. Die Wohungen im Silo erstrecken sich je über drei Stockwerke.
Ein ähnliches Projekt wie in Rorbas ist zurzeit auch in Steinmaur geplant. Allerdings ist das Baugesuch des Bülacher Architekturbüros Oskar Meier für den Umbau der alten Mühle noch nicht bewilligt. Gemeinde und Kanton hatten Mitte Januar dieses Jahres wegen einer Überschneidung mit der Staatsstrasse verweigert. Es ist in einer überarbeiteten Fassung im Sommer 2009 eingereicht worden. Meier plant ein Büro- und Gerwerbehaus mit einer Dachwohnung innerhalb des bestehenden Komplexes. Ein Entscheid ist bis Ende Jahr zu erwarten. (fca) Von Fahrettin Calislar Rorbas – Sie gehörten lange zur Skyline vieler Dörfer auf dem Land: Die Getreidesilos. Darin wurde der Weizen für die Mühlen aufbewahrt, zu denen sie gehörten. Nicht selten befinden sich die Silos deshalb in der Nähe von Fliessgewässern. Die hohen und schlanken Gebäude werden heute immer weniger genutzt und stehen oft leer. So wie der Turm in der Lochmühle Rorbas im Zürcher Unterland. Seit vier Jahren gehört er dem Architektenpaar Regula und Frank Mayer aus Winterthur. Dort haben sie eine alte Trafostation in ein Büro umgewandelt. Nun wollen sie in Rorbas aus dem alten Getreidesilo einen Wohnturm machen. «Bauprojekte dieser Art sind schwierig, es gibt erst wenige Versuche», so Frank Mayer. Doch er erwartet, dass sie zunehmen werden. So ist in Steinmaur ein ähnliches Projekt geplant (Box). Eine idyllische Umgebung Das Prinzip: Drei dreigeschossige Einfamilienhäuser mit je etwa 150 Quadratmetern Fläche werden übereinandergestapelt. «Es ist ein Spiel mit ungewöhnlichen Grössen», sagt Mayer. Im unteren Teil gibt es eine Garage, ein Büro und Kellerzellen. Aus Gründen des Brandschutzes führt das Treppenhaus aussen herum, um innen mehr Platz zu haben. Aus dem Grundwasser beziehen die Bewohner ihr Trinkwasser, produzieren Strom und heizen damit, CO2-frei, wie der Architekt betont. Er und seine Frau wollen etwas Neues machen, ohne das Alte zu verlieren. Das 32 Meter hohe Silo wurde 1937 gebaut und ist eines der markantesten Gebäude im unteren Embrachertal. Es gehört zu einem Ensemble von fünf Häusern in einer Schlaufe, die der Wildbach geschaffen hat. «Es ist ein eindrücklicher Ort, und die Umgebung ist einfach traumhaft», schwärmt Mayer. Man blickt auf das Dorf, die Kirche und das Schloss Teufen. Gleich hinter dem Komplex plätschert der Bach über einen Wasserfall in ein natürliches Schwimmbecken. Heute besteht das Silo innen aus wabenartig angelegten Lagerräumen: «Stellen Sie sich das wie ein Bündel von 19 Meter hohen, engen Kammern vor.» Einige Wände kommen weg, andere bleiben. «Für uns war von Anfang an klar, dass wir die alte Struktur behalten und neue Elemente einfügen wollen.» Teil des Konzepts ist eine neue Aufteilung der tragenden und trennenden Wände. «Wir wollten mit den alten Betonwänden arbeiten, sie für die Aufteilung der Räume und die Stimmung im Inneren einsetzen.» Dazu gehört, dass sie die rauen Betonoberflächen beibehalten wollen. Mit Offenheit zum Ziel Vor rund fünf Jahren war es, erinnert sich Mayer, als sie auf der Durchreise am Silo vorbeifuhren. Seither planen, verhandeln, besprechen und organisieren sie. Sie waren sich zu Beginn nie sicher: «Wenn wir es kaufen, dürfen wir dann auch bauen?» Das Lochmühle-Ensemble steht im sensiblen Dorfzentrum. «Der Turm ist ein modernes Gebäude mit unüblicher Höhe in einer Kernzone.» Der Kontakt mit der Gemeinde und den Nachbarn war ihnen dabei sehr wichtig. Sie achteten deshalb auf Transparenz und ein gutes Einvernehmen. Die Folge: Alle Bewilligungen sind erteilt. Das Projekt wurde in der Gemeinde sehr begrüsst, sagt Gemeindepräsident Hans-Ulrich Büchi. «Es ist sinnvoll, dass alte Bauten von privaten Investoren zu Wohnzwecken umgenutzt werden.» Man habe deshalb Hand für eine gute Lösung geboten. Die Kosten des Umbaus sind noch unklar, auch den späteren Mietzins hat Mayer noch nicht festgelegt. Das Ziel ist, mit dem Umbau nächsten Frühling zu beginnen und den fertigen Bau 2012 zu beziehen. In eine der drei Wohnungen würde das Paar gerne selber einziehen. Das Rorbaser Getreidesilo ist das Überbleibsel eines Müllereibetriebs, der nach einem Grossbrand 1970 schliessen musste. Foto: David Baer Der Blick auf das Mühle-Ensemble mit dem Getreidesilo, wie es nach dem geplanten Umbau aussehen soll. Foto: Mein-Raum-Visualisierungen
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