Gesandter des Zeitgeists
Tim Guldimann, der Schweizer Botschafter in Berlin, sorgt unter Diplomaten für einige Verwunderung. Politische Zurückhaltung scheint seine Sache nicht zu sein. Wer ist der Mann, der in Tschetschenien und Iran für Aufsehen sorgte und nun in der Ukraine vermitteln soll?

Was für ein Bild: Am Tisch Boris Jelzin, Russlands damaliger Präsident, aufgeschwemmt, mit einem Blick, der Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit aufkommen lässt. Ihm gegenüber Selimchan Jandarbijew, Anführer der aufständischen Tschetschenen, bärtig, im Camouflage-Anzug, auf dem Kopf die Papacha, die traditionelle tschetschenische Schaffellmütze. Ausserdem anwesend: ein breitbeiniger, rundgesichtiger Kasten von einem Mann, vermutlich ein Bodyguard, sowie ein Milizionär in dunkelgrüner Uniform. Und dazwischen: Tim Guldimann im Nadelstreifenanzug. Die Arme über der Aktentasche verschränkt, blickt er zu Boden, fast so, als sei ihm die Gesellschaft, in die er da geraten ist, ein wenig peinlich. Ein Vorzugsstudent unter Banditen.