Verkratzte Autos im WaldenburgertalGericht spricht Vandalen frei – die Geschädigten gehen leer aus
Der psychisch kranke Autokratzer aus Waldenburg soll künftig seine Medikamente nehmen. Für seine Vandalenakte muss er aber nicht haften, das Baselbieter Strafgericht hält ihn für schuldunfähig.

Das ganze Waldenburgertal war verunsichert: Mehr als 100 Autos – teure und nicht so teure – sind im Frühjahr 2019 in Niederdorf und Waldenburg mit einem spitzen Gegenstand verkratzt worden. Die Baselbieter Staatsanwaltschaft beziffert den Sachschaden auf rund 180’000 Franken. Verantwortlich dafür soll ein heute 38-jähriger Mann aus Waldenburg sein, der vom Baselbieter Strafgericht am Freitag allerdings vom Vorwurf der qualifizierten Sachbeschädigung freigesprochen wurde.
Dass er die Vandalenakte zumindest beim grössten Teil der Autos begangen hat, sah Gerichtspräsident Daniel Schmid als sehr plausibel und erstellt an. Die Schäden in Niederdorf tauchten entlang der Route auf, die der Beschuldigte damals als Zeitungsverträger absolviert hatte. Jene Routen in Waldenburg befanden sich meist unweit seiner Wohnung. Zudem wurde der Beschuldigte in einem Fall von einer Überwachungskamera gefilmt.
Gemäss einem forensisch-psychiatrischen Gutachten leidet der Mann aber an Schizophrenie. Zum Tatzeitpunkt sei seine Einsichts- und Steuerungsfähigkeit deshalb aufgehoben gewesen. Der Richter attestierte dem Beschuldigten entsprechend eine Schuldunfähigkeit – daher der Freispruch. Auch für die Schadensersatzforderungen der Geschädigten muss der Verurteilte nicht aufkommen.
Konsequenzen hat der Mann dennoch zu tragen: Er muss seine Krankheit in einer ambulanten Therapie von forensisch geschultem Personal behandeln lassen. Und dazu gehöre auch die – von ihm ungeliebte – Einnahme von entsprechenden Medikamenten, wie die Gutachterin an der Verhandlung klarstellte.
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