Gelassenheit schlägt Sixpack

Manchen blieb nur noch der Vergleich mit Trumps Wahl zum US-Präsidenten. Das war ein düsterer Tag, damals. Aber heute sei ebenso düster: Denn Blake Shelton ist der «Sexiest Man Alive 2017». Seit 1985 vergibt das «People Magazine» diesen Titel. Doch die aktuelle Wahl hat die sozialen Medien und die Klatschpresse aufgebracht: Wer kam auf die Idee, den zu wählen? «WTF!» (what the fuck). Und vor lauter Abscheu nochmals: «WTF!»

Der Amerikaner Blake Shelton ist Country-Sänger, Juror bei «The Voice» und Partner von Gwen Stefani. Shelton ist humorvoll und selbstironisch, blickt schelmisch und lächelt gewinnend. Ja, Shelton ist sympathisch.

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Was an Blake Shelton angeblich falsch ist? Nun, sein Gewicht scheint immer mal wieder zu schwanken. Mal ist sein Gesicht etwas voller, mal kaschiert er ein Bäuchlein mit losen Hemden. Eine Frechheit, das ist doch nicht sexy!

Es scheint egal, dass Shelton gross gewachsen ist, einen beneidenswert wohlgeformten Kopf besitzt, dazu noch dichtes, grau meliertes Haar. Nein, die empörte Menge schreit nach den anderen: Jason Mamoa, Chris Evans, Zac Efron und jedem anderen Hollywood-Beau, der seinen Körper gestählt hat.

Muskeln wie eine Reliefkarte

Gerade dieser Aufschrei zeigt, dass das «People Magazine» den Richtigen gewählt hat. Das Magazin setzte schon immer auf Charakterköpfe. Für jeden getrimmten Brad Pitt gab es einen furchigen Harrison Ford, für jeden glatten Ryan Reynolds einen kantigen Harry Hamlin.

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Diese Balance ist wichtiger denn je. Vor allem als junger Mann ist man heute ständig einem Ideal ausgesetzt, das vor allem ein körperliches ist – wie bei den Frauen. Film und Werbung halten einem konstant Daniel Craigs, Chris Hemsworths und Henry Cavills vor: die Oberkörpermuskulatur wölbt sich wie eine Reliefkarte des Himalaja.

Schon Teenager gehen ins Krafttraining

Diese Bilder bauen einen Druck auf, mit dem nicht jeder Mann umgehen kann. Heute strömen schon Gymnasiasten und Berufsschüler sechsmal die Woche zum Krafttraining, sondern sich mittags ab, weil das Mensa-Essen nicht in den Ernährungsplan passt, müssen vermehrt wegen Sportsucht in Behandlung.

Blake Shelton kommentierte seine Wahl mit Selbstironie: «Ihnen sind wohl die schönen Celebrities ausgegangen.» Gerade deshalb ist er der richtige «Sexiest Man Alive 2017». Denn er ist ein Gelassener. Und Gelassenheit ist sexy.