Geht Fessenheim bald vom Netz?
In Frankreich mehren sich die Anzeichen, dass das AKW Fessenheim nahe der Schweizer Grenze stillgelegt werden könnte.
Von Oliver Meiler Das alte und umstrittene Atomkraftwerk im elsässischen Fessenheim, nur 30 Kilometer von Basel entfernt und auf seismisch aktivem Boden errichtet, könnte schon bald abgestellt werden – definitiv. Die französische Umweltministerin Nathalie Kosciusko-Morizet bestätigte am Donnerstag in einem Radiointerview indirekt die Stichhaltigkeit von Gerüchten, die seit Tagen durch die Medien gehen: «Eine Schliessung von Fessenheim ist nicht ausgeschlossen», sagte sie, «zu diesem Zeitpunkt ist sie aber auch noch nicht angekündigt.» Die Formulierung «zu diesem Zeitpunkt» scheint die Wahrscheinlichkeit nur noch zusätzlich zu verstärken. In den nächsten Wochen erwartet die Regierung die Ergebnisse einer grossen Studie über die Sicherheit des französischen Nuklearparks, wie sie Paris nach dem Unfall im japanischen AKW Fukushima in Auftrag gegeben hatte. Kein europäisches Land betreibt mehr Reaktoren als Frankreich: 58 insgesamt. Die Zentrale von Fessenheim mit ihren zwei Reaktoren, die seit 1978 am Netz sind, ist die älteste. Die letzten Stresstests der nationalen Behörde für nukleare Sicherheit ASN überstand sie nur unter der Auflage, dass Electricité de France teure Renovationsarbeiten durchführe. In diesem Fall, so der Rat der ASN, könne Fessenheim noch zehn Jahre weiterlaufen. Einer der Reaktoren steht seit letztem April still. Sarkozys Kalkül für die Wahl Der Bescheid hat in der Region Unmut und Sorge ausgelöst. Seit Fukushima ist die Angst vor einer Erschütterung oder gar einer Überschwemmung des AKW, das am Ufer des Grand Canal d'Alsace steht, gestiegen. Es sind längst nicht mehr nur die Umweltschützer in den drei benachbarten Ländern, die sich für eine Schliessung von Fessenheim starkmachen, sondern auch bürgerliche Politiker in der Region. Und so wird spekuliert, dass Nicolas Sarkozy, sonst ein sturer Verfechter der nationalen Nuklearindustrie und Lobbyist aller Zentralen im Land, die Anlage von Fessenheim kurz vor den Präsidentschaftswahlen schliessen könnte. Mit einem solchen Coup gelänge es dem Staatschef einerseits, die Sozialisten und die Grünen zu düpieren, die in ihrem Wahlpakt die sofortige Schliessung von Fessenheim sowie die schrittweise Stilllegung von 24 weiteren Reaktoren vereinbart haben. Andererseits liesse sich auch eine Menge Geld sparen.
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