Gehirn des Vegasschützen kommt unters Messer
Das Motiv hinter dem Massaker in Las Vegas ist weiterhin ungeklärt. Die Untersuchung des Gehirns des Schützen Stephen P. soll nun Antworten liefern.
Vor einem Monat schoss Stephen P. in Las Vegas aus dem 32. Stock des Mandalay Bay Resort in eine Menschenmenge von rund 22'000 Konzertbesuchern. Er tötete 58 Menschen und verletzte 500 weitere. Was ihn zur Tat getrieben hat, weiss niemand. Das Motiv ist immer noch ungeklärt.
Die Ermittler gehen zurzeit jeder Spur nach und befragen alle, deren Weg jenen von P. gekreuzt hat. In Kürze werden die Untersuchungen mit einer etwas spezielleren Analyse ergänzt, wie die «New York Times» berichtet.
Dr. Hannes Vogel, der Direktor der Neuropathologie am Stanford University Medical Center, wird nun das Gehirn des Todesschützen sezieren und auf Krankheiten und Anomalien hin untersuchen. Er sagt: «Durch das Ausmass der Tragödie fragen sich viele Leute, wie so etwas passieren kann.» Die für die Autopsie zuständige Gerichtsmedizin bekam bereits über ein halbes Dutzend Vorschläge von möglichen neurologischen Erkrankungen zugeschickt.
Litt P. unter einer Frontotemporallappen-Degeneration?
Topfavorit bei den meistdiskutierten Krankheiten ist die sogenannte Frontotemporallappen-Degeneration. Sie beeinträchtigt jene Bereiche des Gehirns, die für «exekutive» Funktionen wie beispielweise das Treffen von Entscheidungen oder sozialen Interaktionen verantwortlich sind. Die Krankheit manifestiert sich meist bei 50- bis 60-Jährigen, kann Persönlichkeitsveränderungen hervorrufen und wird teilweise vererbt.
«Betroffene tendieren notorisch zu Beurteilungsfehlern und hemmungslosem Verhalten», erklärt Dr. Vogel. «Die Leute sprechen aber gleichzeitig darüber, wie P. akribisch alles geplant hat, darum scheint das unwahrscheinlich.» Trotzdem wird er in diesem Bereich des Gehirns «sicher keinen Stein auf dem anderen lassen».
Von Schlaganfällen bis hin zu MS
Der Neuropathologe wird so in P. Hirn unter anderem nach Spuren von Schlaganfällen, Erkrankungen der Blutgefässe, Tumoren, Epilepsie, multipler Sklerose, degenerativen Erkrankungen, physischen Traumata und Infektionen Ausschau halten. «Ich bin skeptisch, dass wir etwas finden werden», wägt Dr. Vogel jedoch ab. «Die Wahrscheinlichkeit, neuropathologisch gesehen, so ein Verhalten erklären zu können, ist sehr gering.»
Obwohl die Chancen klein seien, im Gehirngewebe des Massenmörders auf Antworten hinischtlich seines Motivs zu stossen, bleibt Dr. Vogel positiv:«Das Spekulieren wird damit ein Ende finden.»
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch