«Gegen Initiativen, die uns schaden»
Der Reinacher Unternehmer und Politiker Klaus Endress hat einen Preis für sein Engagement zum Abbau von Grenzen erhalten.

Klaus Endress, Sie haben am Dienstagabend den Anerkennungspreis der Starken Region für Ihr Engagement erhalten. Kommt dieser zu spät oder gerade zur rechten Zeit?
Zu spät kommt er nie. Es liegt in der Natur der Sache, dass einem Anerkennungen von Lebenswerken im Alter um 70 Jahre zufallen. Ich betrachte es als Wertschätzung, die mich beflügelt.
Da wollte ich gleich einsetzen. Ein solcher Preis motiviert. Zünden Sie eine neue Rakete?
Ich werde mich weiter für unsere Unternehmen Endress + Hauser einsetzen. Mein Bekenntnis zum Standort wird weiterhin an Podien zu vernehmen sein. Ich werde mich gegen politische Initiativen wehren, die uns schaden. 22 Jahre lang war ich Einwohnerrat in Reinach, im nächsten Jahr werden es sechs Jahre Tätigkeit im Gemeinderat sein. In der aktiven Politik werde ich kürzertreten und mich nicht mehr zur Wiederwahl stellen.
Welches Engagement war Ihrer Meinung nach ausschlaggebend für die Ausstellung eines Anerkennungspreises, abgesehen von Ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit im ganzen Dreiländereck?
Da gibt es vieles, wofür ich mich eingesetzt habe, mein Bekenntnis zur Region dauert nun seit Jahrzehnten. Da war die Bekämpfung der Abzocker-Initiative, von der wir als Unternehmen nicht einmal betroffen waren. Es ging darum, dass nicht alle Firmen mit unverhältnismässigen Forderungen über den gleichen Kamm geschoren werden. Zu erwähnen sind die Unternehmenssteuerreform III, die AHV-Steuer-Reform, die Masseneinwanderungsinitiative, die Standortfragen aufwerfen oder aufgeworfen haben. Unseren Standort muss man pflegen. Nach wie vor ist auch nicht alles gelöst. Ich denke an die Personenfreizügigkeit. Nicht immer sind die Kosten entscheidend, sondern das, was wir gemeinsam im Guten miteinander erwirtschaften und lösen können. Wir leben von einem guten Handel, der nicht gekappt werden darf.
Nun, Sie sprechen den Handel im internationalen Markt an. Aber Sie haben sich ja auch für die Fusion der beiden Basel eingesetzt. Die Baselbieter wollten das nicht. Was hat die Mehrheit der Bevölkerung damals nicht begriffen?
Der Nutzen und die Chancen einer Fusion kamen zu wenig zum Ausdruck. Die Baselbieter sahen eine Gleichmacherei, etwa die Forderung, nicht zwei Verwaltungen zu haben. Das führte zu absurden Ängsten, etwa nur noch eine Abteilung zu haben, die die Ladenschlussgesetze bestimmt. Im Baurecht, in der Besteuerung in der Spitalpolitik – überall sah man Verlust statt Chancen. Eigentlich hätte man erkennen dürfen, dass man mit einer Fusion hocheffizient werden könnte: Wer Dinge zusammenlegt, setzt Ressourcen frei, die anderswo eingesetzt werden könnten. Etwa im sozialen Wohnungsbau, zum Wohle des grösseren Ganzen.
Was schwächt die Region zurzeit am meisten?
Es sind die vielen Initiativen, die blockieren und die Probleme nur über den Erlass vieler neuer Gesetze lösen wollen. Damit verlieren wir in der Schweiz den Ruf der Verlässlichkeit. Mit den letzten Initiativen wurde unser Ansehen in der Welt geschwächt. Ein Beispiel: Beim Rahmenabkommen streiten wir uns über Kleinigkeiten, und ganz Europa fragt sich, weshalb die Schweizer das grosse Ganze nicht sehen.
Was ist eigentlich der Treibstoff für Ihr Engagement?
Wir sind hier zu Hause. Dem Alemannischen und Elsässischen fühlen wir uns verbunden. Wir sind eine grossartige und kulturell vielfältige Region. Hier sind wir erfolgreich unterwegs. Dem müssen wir Sorge tragen, Stabilität garantieren, wozu auch unser Bildungssystem gehört. Es ist wichtig, dass wir tolle Mitarbeiter für unsere Unternehmen heranbilden.
Sie hatten einen Sturz vom Pferd mit Verletzungen am Atlas erlitten, der tödlich hätte enden können. Viele Leute sagen nach einem solchen Ereignis, es habe ihr Leben verändert. Trifft dies auch bei Ihnen zu?
Ich hatte mehrere solche Ereignisse im Leben und dabei Glück gehabt. Ich bin mir auch bewusst, dass ich materiell zu den beneidenswerteren Menschen gehöre. Glück war beispielsweise, dass ich nicht in ein Flugzeug eingestiegen bin, das später abstürzte. Einmal geriet ich in eine gefährliche Meeresströmung. In einem Punkt aber unterscheidet sich der Sturz vom Pferd: Da hatte ich nicht nur Glück, ich musste mich lange, für mich zu lange zurückkämpfen. Dann denkt man über die eigene Endlichkeit nach und die vielen Glücksgüter im Leben. Ich habe mich schon früh für Dinge eingesetzt, die für viele Menschen gut sind. Das will ich in meinem Alter und mit meiner Kraft fortsetzen.
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