Gedenktag für Steuerzahler
Pro verdientem Euro bleiben deutschen Angestellten 45,4 Cent. Schweizer behalten etwas mehr.

Einmal im Jahr ruft der deutsche Bund der Steuerzahler den «Steuerzahlergedenktag» aus. 2017 fiel er auf den 19. Juli. Bis zu diesem Tag arbeitete man im grossen Kanton im Norden für den Staat. Von jedem verdienten Euro verbleiben 45,4 Eurocent zur freien Verfügung im Portemonnaie. Vom grossen Rest fliessen 21,3 Cent in die Sozialversicherungen, 33,3 Cent in Steuern aller Art. Alleine die Subventionierung erneuerbarer Energien schlägt mit rund 23 Milliarden im Jahr zu Buche, der Löwenanteil fällt für die Lohn- und Mehrwertsteuer ab, das sind 22,6 Cent von jedem erarbeiteten Euro.
Mit dem Spitzenlohnsteuersatz von 42 Prozent werden immer mehr Lohnabhängige geschröpft, ab rund 54'000 Euro Jahreseinkommen ist man dabei. Galt das 2005 lediglich für 2,3 Millionen Steuerzahler, trifft es mittlerweile 4,2 Millionen. Diese zehn Prozent aller Erwerbstätigen leisten 48,2 Prozent des gesamten Einkommenssteueraufkommens, 2,7 Millionen Erwerbstätige zahlen wegen zu niedrigen Einkommens überhaupt keine Steuern.
Gewaltige Umverteilungsmaschine
Gleichzeitig schiebt der deutsche Staat eine Investitionslücke von über einer Billion Euro vor sich her, also dringend nötige Infrastrukturunterhaltsarbeiten aller Art. Zudem macht der Posten «soziale Sicherung» mehr als die Hälfte des Staatshaushalts und rund 25 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Also ist hier eine gewaltige Umverteilungsmaschine entstanden, bei der dringend nötige Ausgaben in den Unterhalt vernachlässigt werden, aber jeder zweite Deutsche in der einen oder anderen Form staatliche Unterstützung erhält.
Wie schaut es denn in der Schweiz aus? Auch hier macht der Posten «Soziale Sicherung» rund 40 Prozent der gesamten Staatsausgaben aus, natürlich verteilt auf Bund, Kantone und Gemeinden. Genau hier liegt das Problem, eine durchschnittliche steuerliche Gesamtbelastung in eine Zahl zu fassen. So bewegen sich beispielsweise die Spitzensteuersätze für natürliche Personen von 22,9 Prozent (Zug) bis 45 Prozent (Genf).
Zählt man in der Schweiz alle Formen der Steuern zusammen, darunter auch die nicht rentenbildenden Sozialabgaben ab einem Einkommen von 84'600 Franken, kommt man hierzulande auf einen Mittelwert der gesamten Steuerbelastung von 45 Prozent, Spitzensteuersätze für hohe Einkommen können bis zu 57 Prozent betragen (in den teuersten Genfer Gemeinden).
Die Hälfte des Jahres für den Staat gearbeitet
Von einer Steueroase Schweiz kann also keine Rede sein, auch nicht bei den Gewinnsteuern, die im gewichteten Schnitt bei rund 21 Prozent liegen. Dabei ist die Schweizer Spezialität der Vermögenssteuer und die Erbschaftssteuer, die für Nicht-Verwandte bis zu 49 Prozent beträgt, nicht einberechnet.
Der Durchschnittsschweizer arbeitet also im Gegensatz zum deutschen Steuerzahler weniger als die Hälfte des Jahres für den Staat, aber doch während 164 Tagen. Auf der positiven Seite ist zu vermelden, dass die staatlich unterhaltene Infrastruktur, das betrifft auch die Gesundheitsversorgung und die Ausbildung, im Vergleich zu Deutschland sehr gut dasteht. Die absehbaren Mehrbelastungen für die Sozialversicherungen, insbesondere Renten, werden aber die Steuerbelastung hinauftreiben. Womit dann auch in der Schweiz der «Steuerzahlergedenktag» naht, der wie in Deutschland nach der Jahresmitte begangen werden wird.
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