GC braucht endlich Herz und Hirn
Die Inthronisierung des früheren Swiss-CEO André Dosé als GC-Präsident nützt nur etwas, wenn der Neue sofort grundlegende Reformen einleitet.
Die Grasshoppers, denen es seit Jahren an sportlicher Kompetenz in der Führungsriege mangelt, haben also ihren neuen Häuptling gefunden. Und wieder ist es einer, der im Fussballbusiness ein unbeschriebenes Blatt ist. André Dosé kennt man hierzulande als CEO der Swiss und als rechte Hand des Crossair-Gründers Moritz Suter, dass er auch einmal Goalie bei Etoile Carouge war, ist nur eine Randnotiz. Der Kalauer, dass sich Dosé als Mann aus der Flugbranche immerhin mit Groundings auskenne, liegt natürlich auf der Hand, wenn es um den in tiefe Depression verfallenen Rekordmeister GC geht. Die Hoffnung, dass die Grasshoppers unter neuer Führung analog der Swiss wie Phönix aus der Asche auferstehen, ist so immerhin gegeben.
Dosé hat in seinem neuen Amt aber keine Zeit zu verlieren, mit der aktuellen Besetzung ist GC nicht wettbewerbsfähig. Die Zürcher brauchen dringend Leute, die etwas von den Gesetzen der Branche verstehen und mit ganzem Herzen bei der Sache sind. Beim bisherigen Vizepräsidenten Alain Sutter war zumindest Letzteres nicht der Fall. Der Ex-Internationale, den der «Blick» in diesem Frühling mit einer Fotomontage als GC-Kasperli verspottete, fiel erst gar nicht auf und dann nur mit seltsamen Äusserungen zur sportlichen Situation und Trainer Ciriaco Sforza, den er durch die Blume als Lehrling in seinem Job bezeichnete. Doch was war Sutter, wenn Sforza ein Lehrling ist? Ein Schnupperstift vielleicht?
Mit seinen exzellenten Beziehungen kann der designierte Präsident Dosé für die Grasshoppers Türen aufstossen, die in der zurückliegenden Zeit des Niedergangs hoffnungslos verschlossen schienen. Er muss die Marke GC wiederbeleben, Goodwill schaffen und jenen Leuten vertrauen, die keine Selbstdarsteller sind, sondern Arbeiter mit einer eigenen Linie, grossem Wissen und Hingabe. Und von diesen gibt es in Zürich und im emotionalen Umfeld der Grasshoppers einige. Der in Zürich geborene und beruflich tätige René C. Jäggi, der den klinisch toten FC Basel einst zum Leben erweckte und Gigi Oeri an Bord holte etwa. Oder Heinz Hermann, der beim FCB massgeblich an der Ausbildung der aktuellen Stars beteiligt war. Der Schweizer Rekordnationalspieler, der einst eine prägende Figur im GC-Trikot war, könnte sowohl im Trainerstaff als auch auf dem Managerposten eine Menge bewegen. Hermann ist kompetent und hungrig. Seit seiner stillosen Absetzung in Vaduz wartet er auf eine neue Chance.
Im Fall Sforza muss dringend Klarheit her
GC hat bei allem Elend der vergangenen Jahre noch immer einiges zu bieten. Allerdings fast nur im Bereich der Hardware, der man den vorbildlichen Campus in Niederhasli zurechnen kann. Die dortige Software, sprich die Angestellten im Nachwuchsbereich, haben aber wie die erste Mannschaft nicht die erhofften Früchte hervorgebracht. Auch hier muss Dosé handeln, denn ein Spitzenclub kann man in einer Ausbildungsliga wie der Super League nur dann werden, wenn man selbst Talente ausbildet, deren Transfererlöse später auch dem Kassenwart ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Zunächst ist jedoch die Besetzung des Sportchefpostens von eminenter Wichtigkeit. Sforza war mit dem Scouting als Nebengleis seiner Trainertätigkeit überfordert, das kann man ohne übertriebene Kritik an seiner Person festhalten. Da sich FCZ-Manager Fredy Bickel nicht klonen lässt, braucht es bei der Auswahl Mut. Wer etwas wagt, kann verlieren, wer nichts wagt, hat schon verloren.
Und das Vordringlichste zum Schluss: Im Fall von Sforza muss dringend Klarheit her. Man hält zu ihm oder geht getrennter Wege. Der Coach selbst, die Spieler, potenzielle Sponsoren und alle Kandidaten für sportliche Stellen im Club müssen dringend wissen, wie es auf dieser Schlüsselposition weitergeht. Der Schwebezustand mit einem Plan B hat schon genug Schaden angerichtet.
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