So erinnern sich BaZ-Leser ans Pathé KüchlinGanz allein im Kino: «Ich habe diese Nacht nie vergessen»
Leserinnen und Leser erzählen von ihren eindrücklichsten Erinnerungen ans «Kiechli». Von romantischen Dates, CGI-Dinosauriern und beängstigenden Disney-Filmen.

Nun schliesst auch das geschichtsträchtige Multiplex-Kino Pathé Küchlin seine Türen. Die Basler Kinomeile in der Steinenvorstadt ist damit ab Juni dieses Jahres Geschichte. Einst hatten Kinogängerinnen hier gleich mehrere Häuser zur Auswahl: Rex, Küchlin, Eldorado, Capitol, Hollywood, Plaza – wohin solls diesmal gehen? Dann zog ein Kino nach dem anderen aus. Und viele Gebäude blieben leer und unbenutzt zurück.
Zuletzt verlässt auch das «Kiechli» die Steinenvorstadt. Davor wollen wir noch einmal in Erinnerungen schwelgen. So berichten Leserinnen und Leser von ihren prägendsten und schönsten Erinnerungen an das Basler Kino.
Der Unterhaltungspalast «Kiechli»
Der Leser C. B. berichtet beispielsweise von seinem allerersten Kinobesuch und gerät dabei ins Schwärmen: «Im eisigen Winter des Jahres 1994 war es endlich so weit. Gemeinsam mit meinem Vater und meiner kleinen Schwester sollte ich meinen allerersten Kinofilm im Küchlin erleben. Mit pochendem Herzen reisten wir von Liestal mit dem Zug in die grosse Stadt, und ich konnte es kaum erwarten, den eindrucksvollen Bau des Kinos zu betreten. Als ich vor dem imposanten Gebäude stand, spürte ich, wie mein Herz vor Aufregung bis zum Hals schlug. Das Innere des Kinos mit seinen hohen Decken und majestätischen Säulen wirkte auf mich wie eine Kathedrale der Unterhaltung. Noch nie hatte ich so etwas Faszinierendes gesehen.
In den folgenden Jahren kehrte ich immer wieder ins Küchlin zurück, um mich von neuen Filmen verzaubern zu lassen. Es wird mir fehlen, und ich hoffe, dass es eines Tages wieder erstrahlen und neue Generationen von Filmfans begeistern wird.»
Eindrückliche Filme
Ebenfalls sehr lebhaft schreibt der Leser V. B. über einen Kinohit, der das Publikum vor genau 30 Jahren in seinen Bann zog: «Das Jahr ist 1993. Ich bin 12 Jahre alt, und ‹Jurassic Park› feiert gerade Kinopremiere im Küchlin. Ganz Basel spricht seit Tagen von nichts anderem als von Steven Spielbergs Dinosauriern, die dank neuartiger CGI-Technik erstmals täuschend echt zum Leben erweckt wurden. Der grosse Saal ist an dem Tag bis auf den letzten Platz gefüllt. Sogar die oberste Etage, die sonst meistens leer bleibt, ist ausverkauft. Alle Basler, jung und alt, haben sich versammelt, um das Spektakel zu sehen.
Ganze Familien, inklusive Grosseltern, sind da und schauen gebannt auf die Leinwand. Als der erste Dinosaurier majestätisch durchs Bild stampft, gehen ‹AAHHs› und ‹OOHHs› durchs Publikum. Die Menschen sind entzückt, als habe gerade ein lebendiger Brontosaurus den Kinosaal betreten. In diesem Moment schaue ich zu meiner Rechten und sehe meinen Vater, der im bequemen, warmen Kinosessel schon vor zehn Minuten eingenickt ist und friedlich vor sich hin döst.»
«Vom Film blieben mir seinerzeit nur noch die böse Hexe und ein paar darauffolgende schlaflose Nächte in Erinnerung …»
Vier Jahre später kam ein weiterer Welthit nach Basel und lockte die Massen in die Steinenvorstadt. Davon weiss die Leserin O. M. wie folgt zu berichten: «Meine eindrücklichste Erinnerung an das Küchlin ist, als ich ‹Titanic› im grossen Saal schauen durfte. Das war im Jahr 1997. Die Stimmung damals vergesse ich nie mehr: Der Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, meine Freundinnen und ich sassen weit vorne hinter einem Pfosten, was aber egal war, denn der Film, die Spannung waren grossartig. In der Pause tauchten Gestalten auf und riefen laut: ‹Glace!› Am Ende des Films brach das Publikum in tosenden Applaus aus. Ein absolut unvergessliches Erlebnis!»
Eine weniger schöne Erinnerung teilt der Leser A. W. mit uns, den ein Film bis in die Träume verfolgte: «Als kleiner Bub ging ich, Anfang der 1960er-Jahre, allein ‹Schneewittchen› von Walt Disney schauen. Meine Mutter hatte vermutlich keine Zeit. Vom Film blieben mir seinerzeit nur noch die böse Hexe und ein paar darauffolgende schlaflose Nächte in Erinnerung …»
Ein ganz besonderes Date
Eine besonders romantische Erinnerung hat die Leserin S. S. ans «Kiechli»: «Ich hatte als junge Frau einmal einen lieben Verehrer, der im Küchlin arbeitete. Er setzte die Filmrollen ein und wechselte in der Pause oder unterbrach. Er hat mich einmal eine Nacht lang ins Kino eingeladen – mich ganz allein. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es zwei oder drei Filme waren, und ich kann mich auch kaum mehr an deren Handlung erinnern. Das ist zu lange her! Aber es war ein wunderbares Erlebnis, ganz allein, für mich, in dem grossen Saal diese Filme vorgeführt zu bekommen. Ich habe diese Nacht nie vergessen. Und ich habe, jung, wie ich war, wirklich ‹nur› Filme geschaut. Aber ich war natürlich mächtig beeindruckt!»
Tradition unter Freunden
Doch nicht nur Verliebte verabredeten sich im Kinosaal. Auch für Freunde war und ist das Küchlin ein wichtiger Treffpunkt. Der Leser V. B. erzählt von einer Tradition, welche er nicht missen möchte: «Es ist Freitagabend, und ich kann meine Vorfreude kaum zügeln, wenn ich an das bevorstehende Treffen mit meinen Freunden denke. Seit über sechs Jahren, seit unserer gemeinsamen Lehre, treffen wir uns jeden Freitag nach der Arbeit, um gemeinsam etwas zu essen und die neuesten Kinofilme anzuschauen. Was einst als eine Reihe von spassigen Zusammenkünften begann, hat sich inzwischen zu einer festen Tradition entwickelt.
«Ich bin dankbar für jeden einzelnen Moment.»
Trotz aller Höhen und Tiefen, die das Leben für uns bereithielt, konnten wir uns immer auf unsere wöchentlichen Treffen freuen. Es war eine kostbare Zeit, in der wir gemeinsam lachen, diskutieren und uns gegenseitig unterstützen konnten. Unzählige unvergessliche Erinnerungen sind in diesen sechs Jahren entstanden, und ich bin dankbar für jeden einzelnen Moment. Unsere Freitage sind ein Fels in der Brandung, der uns daran erinnert, dass wir trotz aller Veränderungen immer noch dieselben Freunde sind, die sich einst während der Lehre kennen gelernt haben.»
Die guten alten Zeiten
Das Küchlin weckt viele Erinnerungen: An das «Drummeli» und an Zeiten, als die Filme noch für eine Pause unterbrochen wurden. An die zähe Parkplatzsuche und – ans Rauchen im Kinosaal: «Unvergessen, wie wir früher auf dem Balkon noch rauchen durften!», schreibt M. V.
Und der Leser P. S. gesteht: «Als Teenager hatten meine Clique und ich damals den Film ‹The Doors› angeschaut. Während des ganzen Films machten Joints die Runde. Damals durfte auf dem Balkon noch geraucht werden. Im Nachhinein eine schöne Erinnerung an meine Teenagerzeit; heutzutage undenkbar.»
Der Abschied schmerzt
Viele Leserinnen und Leser stimmt das Ende des «Kiechli» wehmütig. So verabschiedet sich der Leser M. G. vom Basler Kino: «Das Küchlin wird immer einen speziellen Platz in meinem Herzen haben. Die Zeit als Angestellter war eine der besten, und neben vielen Freunden habe ich auch meine spätere Frau getroffen. Nun ist auch deine Zeit gekommen, liebes Küchlin. Doch was auch immer mit dir geschieht, die Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit kann uns keiner nehmen. Machs gut, du Grande Dame des Kinos.»
Fehler gefunden?Jetzt melden.