StadtjägerGalionsfigur für Gelpke
Seit 1946 erinnert beim Rheinhafenbecken 1 ein Brunnen des Bildhauers Willy Hege an den Pionier der schweizerischen Rheinschifffahrt.

Eine grosse Platane ist der Figur ein schützendes Dach und die Wasserfläche ihr Spiegel. Kraftvoll und mit einem Lächeln im Gesicht streckt sich die Nackte nach vorn – ihre Haare wallend, die Arme nach hinten gestreckt. Und wenn die Wasserfläche feine Wellen wirft, spiegeln sich diese in zarten Linien am steinernen Frauenkörper.
Die in Kalkstein gehauene Brunnenskulptur stammt vom Basler Willy Hege (1907–1976). Ursprünglich hatte der Bildhauer den Beruf des Goldschmieds gelernt und ein eigenes Geschäft eröffnet. Aber nach kurzer Zeit gab er dieses wieder auf und begann sich anderen Berufen zuzuwenden, bis er schliesslich den Weg zur Bildhauerei fand. Hege befasste sich vor allem mit Akt- und Kopfstudien und beteiligte sich an Wettbewerben – unter anderem an solchen des Basler Kunstkredits, wo er 1939 erstmals den ersten Preis gewann und die Bronzefigur «Springender Salm» an der Solitude-Promenade verwirklichen konnte.
Wenige Jahre später gewann Willy Hege erneut: Es entstand von 1943 bis 1946 sein monumentales Werk des sogenannten Gelpke-Brunnens, der eben die nackte Frauenfigur mit wallendem Haar zeigt. Die Skulptur befindet sich vor dem Rheinhafenbecken 1 und stellt eine Galionsfigur dar, wie sie gerne am Bug von Segelschiffen aus dem 17. Jahrhundert zu sehen ist. Der Begriff leitet sich vom spanischen Wort Galion ab, das Balkon bedeutet. Im Aberglauben von Seeleuten soll die Galionsfigur den Kurs des Schiffes beobachten und es vor Unglück bewahren.
Warum aber steht der Brunnen am Rheinhafenbecken 1 und trägt den Namen Gelpke? Er bezieht sich auf Rudolf Arnold Gelpke (1873–1940). Der Basler hatte als Maschinist auf Kähnen und Schiffen gearbeitet und im Juni 1904 den Schleppdampfer Knipscher IX mit dem Schleppkahn Christina nach Basel geführt, um zu beweisen, dass der Oberrhein schiffbar ist. Schliesslich war er eine treibende Kraft beim Bau der Rheinhäfen St. Johann und Kleinhüningen.

Zeitlebens setzte sich der Ingenieur Gelpke für die Schifffahrt ein und initiierte auch die Gründung der Basler Personenschifffahrts-Gesellschaft. Daneben war er politisch aktiv, anfänglich bei der bürgerlichen Fortschrittspartei und ab 1919 bei der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (heute SVP): Von 1908 bis 1912 sass er im Grossen Rat, und von 1917 bis 1935 vertrat er Basel im Nationalrat.
Der Gelpke-Brunnen ist damit eine Erinnerung an den Basler Schifffahrtspionier. Am Brunnen ist denn auch die Inschrift «Dem Pionier der schweizerischen Rheinschifffahrt Rudolf Gelpke» angebracht.
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