20 Jahre Einkaufen im St.-Jakob-ParkFussball und Shopping in Kombination
Centerleiter Daniel Zimmermann verrät, wie er trotz Eurokrise, Onlinehandel und Corona den St.-Jakob-Park auf Kurs hält.

20 Jahre Shoppingcenter St.-Jakob-Park – Sie selbst sind seit zehn Jahren dabei. Was waren für Sie im Rückblick die grössten Herausforderungen?
Herausforderungen unterschiedlicher Art erlebe ich immer wieder im Zusammenhang mit unserer sogenannten Mantelnutzung. Wir haben ein Fussballstadion, eine Altersresidenz und ein Shoppingcenter unter einem Dach. Hier ist es wichtig, eine attraktive Kombination aus Fussball und Shopping zu erreichen, damit es uns gelingt, beide Anspruchsgruppen zufriedenzustellen. Das gelingt uns sehr gut. In den zehn Jahren, seit ich hier bin, gab es nur ein einziges Mal die Vorgabe, das Center aus Sicherheitsgründen zu schliessen. Das war, als 2016 der Europa-League-Final hier in Basel stattfand.
Und die grössten Rückschläge?
Die Eurokrise gehört sicherlich dazu. Von heute auf morgen war spürbar, dass weniger Besucher kamen. Viele sind nach Deutschland gefahren, um von tieferen Preisen zu profitieren. Und die Corona-Pandemie, als wir plötzlich vor Tatsachen gestellt wurden und zunächst nicht wussten, was da genau auf uns zukommt und wie wir damit umgehen sollen.
Manor schliesst auf Ende dieses Jahres Manor Food sowie das Restaurant Manora und verkleinert die Warenhausfläche von 4500 auf 3000 Quadratmeter. Ein Coop-Restaurant entsteht anstelle von Manora, ein Coop-Megastore übernimmt die Manor-Food-Fläche, andere Flächen teilen sich ab Anfang 2023 Burger King und Aldi. Haben sich noch andere Detailhändler für die frei werdenden Flächen interessiert?
Die Verhandlungen liefen über eineinhalb Jahre. Wir haben zunächst gemeinsam mit Manor nach Lösungen gesucht. Als sich Manor entschied, den Food-Bereich zu schliessen, haben wir mit verschiedenen Anbietern Gespräche geführt. Es gab einige Interessenten. Wir haben uns im Sinne eines optimalen Mietermix für Coop, Aldi und Burger King entschieden.
Werden die beiden Nachmieter die gleiche Anziehungskraft haben wie Manor Food, immerhin ein Basler Traditionsunternehmen? Coop und Aldi findet man bald an jeder Ecke.
Coop und Aldi werden bei uns neue und schweizweit bis jetzt einzigartige Konzepte umsetzen. Vor allem Coop möchte auch die bisherigen Manor-Kunden gezielt ansprechen und ein spezielles Sortiment anbieten. Unsere Kunden dürfen sich freuen.
«Coop und Aldi werden bei uns neue und schweizweit bis jetzt einzigartige Konzepte umsetzen.»
Manor hat die kritische Grösse nicht erreicht, um mit frischen Produkten zu arbeiten. Wird Coop das mit einem Megastore schaffen?
Coop erachtet die Neuausrichtung des St.-Jakob-Parks als zukunftsweisend und glaubt an den Standort. Die Prozesse von Coop sind gut eingespielt und funktionieren.
Corona hat den Trend zum Onlineshopping noch beschleunigt. Wie spüren Sie das?
In gewissen Bereichen merkt man das sicher. Aber wir wissen auch, dass unseren Besucherinnen und Besuchern der persönliche Kontakt wichtig ist, dass sie gerne unter die Leute gehen, die Erlebniswelt unseres Shoppingcenters schätzen und es mögen, Produkte vor Ort an- und auszuprobieren. Daher sind wir nach wie vor gut unterwegs, trotz Corona und Onlinehandel.
Ihr Konzept ist darauf ausgelegt, dass die Leute mit dem Auto zu Ihnen kommen. Ist das noch zeitgemäss vor dem Hintergrund der Klimadiskussion? Und wissen Sie, wie Ihre Kunden zum Shoppingcenter kommen?
Ein Parkhaus ist der Vorteil eines Shoppingcenters, es bietet eine gewisse Bequemlichkeit. Aber wir verfügen auch über eine gute ÖV-Anbindung. Am Anfang der Pandemie ging der Anteil der Leute, die mit dem Auto kamen, deutlich nach oben. Da hatte der ÖV einen schweren Stand. Das beobachten wir nach wie vor. Allerdings kommen auch viele zu Fuss oder mit dem Velo. Gemäss unseren regelmässigen Erhebungen liegt der Anteil bei ungefähr 50 zu 50.
«Ziel ist es, ein Angebot zu schaffen, das alle Bedürfnisse unserer Kunden abdeckt.»
Ihr Beitrag zur Nachhaltigkeit?
Wir machen uns beim Thema Energieverbrauch laufend Überlegungen, wie wir diesen reduzieren können. Zum Beispiel haben wir optimierte Zeiten definiert, die Anlagen wie Rolltreppe, Lüftung, Beleuchtung sind nur dann in Betrieb, wenn sie wirklich benötigt werden. Die Thematik ist bei uns sehr präsent. Es ist ein ständiger Prozess, immer wieder Optimierungspotenzial zu orten.
Wie sieht für Sie der ideale Mietermix aus?
Ziel ist es, ein Angebot zu schaffen, das möglichst alle Bedürfnisse unserer Kunden abdeckt. Es gibt ja Produkte des täglichen Lebens, die man mehrmals kauft, und dann gibt es einmalige Anschaffungen, bei denen Fachspezialisten und Beratung gefragt sind. Wir sind in beiden Bereichen sehr gut aufgestellt. Zudem bieten wir neben dem klassischen Shopping auch Erlebnisse, Unterhaltung und Kulinarik – ein Gesamtpaket, bei dem für jeden etwas dabei ist.
Welche Einkaufstrends sehen Sie für die nächsten Jahre?
Der Trend zu «Click and Collect» wird sich sicher fortsetzen. Das bedeutet für uns, dass wir gar nicht so viel Ware vor Ort an Lager haben müssen. Oder der Kunde probiert etwas im Laden, lässt es sich aber zur gewünschten Zeit mittels Drohne oder auf anderem Weg liefern, statt es gleich selber mitzunehmen. Das würde bedeuten, dass Läden kleiner werden und dass wir als Shoppingcenter noch mehr Ladenfläche zur Verfügung hätten und so die Angebotsvielfalt vergrössern könnten.
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