Fund im Zürcher Tösstal rettet Obstbauern
Ein 100 Jahre alter Quittenbaum ist gegen eine weit verbreitete Krankheit resistent. Jetzt soll er vermehrt werden.
Es ist ein tristes Bild, wenn ein Quittenbaum von der Blattbräune befallen ist: Erst verfärben sich die Blätter braun, dann fallen sie ab. Rundum grünt es, doch die Quitte wird kahl, der Ertrag ist mager, oft sind auch die Früchte befallen und damit ungeniessbar.
Dieser Pilz, der die Quittenbäume befällt, ist weit verbreitet. Und man bringt ihn kaum mehr los. Umso erstaunter waren die Obstfachleute von Fructus, als sie vor drei Jahren in Gyrenbad bei Turbenthal einen alten Quittenbaum entdeckten, der grün im Laub war und goldgelbe Früchte trug, obwohl nahebei ein Quittenbaum steht, der regelmässig von der Blattbräune befallen wird.
Robust und schmackhaft
«Drei Jahre in Folge beobachteten wir den Baum mit immer grösserer Spannung», erzählt Klaus Gersbach von Fructus, der Vereinigung zur Förderung alter Obstsorten. «Der gegen hundert Jahre alte Baum ist offensichtlich weitgehend robust gegen die Quittenblattbräune.» Zudem sei er bei der Familie, auf deren Land er steht, sehr beliebt, weil die Früchte besonders schmackhaft sind.
Das ist eine gute Nachricht für Quittenliebhaberinnen und -liebhaber, denn die mittlerweile offiziell als Gyrenbader Quitte bezeichnete Sorte wird nun vermehrt und in wenigen Jahren in Baumschulen zu kaufen sein. Damit bleiben die Quittenbäume schön grün, die Früchte gesund und es entfällt die Notwendigkeit, die Bäume gar mit Fungiziden zu behandeln.
Neue Sorten entdeckt
Die Entdeckung der Gyrenbader Quitte erfolgte im Rahmen eines Projektes, das Fructus in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Landwirtschaft in den letzten beiden Jahren durchgeführt hat. Projektleiter Klaus Gersbach hat zusammen mit Michel Brunner von Pro Arbore alte Quittenbäume in der Schweiz inventarisiert.
Gesucht waren Bäume mit einem Stammumfang von mindestens 1,30 Meter. Solche Bäume sind laut Gersbach in der Regel mindestens siebzig Jahre alt. 174 solche Bäume wurden gefunden, gut zwei Dutzend davon im Kanton Zürich.
Von diesen Bäumen wurden anhand von Blattproben molekulargenetische Analysen gemacht. «Wir waren sehr gespannt auf die Resultate», erzählt der Projektleiter. Das Resultat: Es konnten vierzehn verschiedene Sorten identifiziert werden, davon war mehr als ein Viertel bisher noch nicht bekannt.
Uralte Quittenbäume in der Stadt
Zu den Neuentdeckungen gehörten 21 teilweise über hundert Jahre alte Quittenbäume mit gleichem Genprofil. Da viele von ihnen im Baselbiet stehen, erhielten sie den Sortennamen Basilea. Einer steht mitten in der Stadt Basel im Gundeli-Quartier und hat einen Stammumfang von 2,65 Metern. Die Fachleute schätzen, dass er gegen 150 Jahre alt und damit einer der ältesten Quittenbäume des Landes ist.
Auch in der Stadt Zürich wurden die Projektbeteiligten auf der Suche nach speziellen Quitten fündig: Mitten in der Stadt, zwischen Binz und Laubegg, steht ein wohl über 100-jähriger Quittenbaum der genetisch mit Basilea eng verwandten Sorte Vogelrüti. Der Stamm ist zwar auseinandergebrochen, doch hat der Baum das überlebt.
In die Sonne pflanzen
Die Inventarisierung ergab noch weitere wertvolle Erkenntnisse über Quittenbäume, wie Gersbach ausführt. So konnte beobachtet werden, dass oft nur die Blätter auf der Schattenseite des Baumes von der Blattbräune betroffen waren. «Es ist also ratsam, Quittenbäume an sonnigen Stellen und frei stehend zu pflanzen», sagt der Obstexperte.
So erkenne man im übrigen auch schneller, wenn der Baum vom Feuerbrand befallen wurde. Diese von Bakterien verursachte Pflanzenkrankheit befällt vor allem Kernobst und kann sich seuchenartig ausbreiten. Dagegen, so lassen erste Untersuchungen befürchten, ist sogar die Gyrenbader Quitte machtlos.
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