Für Schwerkranke kommt die Physio nach Hause
Die Therapeuten des Krankenheimverbands suchen Patienten zu Hause auf. Sie können die Therapie so besser auf den Alltag ausrichten.
Von Andrea Söldi Bassersdorf – Behutsam bewegt Evelyne Hanselmann das Fussgelenk der bettlägerigen Frau um. Dann ist das Bein an der Reihe, danach massiert sie sanft die Hand und rotiert das Schultergelenk. Frau M. schliesst entspannt die Augen. Die Behandlung der Physiotherapeutin scheint ihr gut zu tun. «Meine Mutter klagt weniger über Schmerzen und kann sich wieder besser bewegen», sagt der Sohn. Die schwer kranke Frau kann sich selber nur noch beschränkt über die Sprache ausdrücken. Ausserdem spricht die Bosnierin nur wenig Deutsch. Frau M. lebt seit rund sechs Jahren bei der Familie ihres Sohnes in Bassersdorf und ist zunehmend pflegebedürftig. Jeden Morgen und jeden Abend kommt eine Pflegefachfrau von der Spitex vorbei, um sie zu waschen, aufzunehmen und wieder ins Bett zu bringen. Weil die körperlich und geistig schwer beeinträchtigte Frau nicht mehr aus dem Haus kann, findet auch die Physiotherapie einmal wöchentlich zu Hause statt.«Es geht hier nicht darum, grossartige Verbesserungen zu erzielen, sondern die Beweglichkeit so gut wie möglich zu erhalten», sagt Evelyne Hanselmann. Die Physiotherapeutin arbeitet seit langem im Bassersdorfer Pflegezentrum Bächli und hat viel Erfahrung mit betagten Patienten. «Man muss das Tempo stark drosseln.» Für die geriatrische Patientengruppe brauche es viel Geduld, sagt Hanselmann. Zudem dürften die Ziele nicht zu hoch gesteckt werden. Besser auf Bedürfnisse eingehen Dann läutet es an der Haustür. Ruth Schatzmann von der Spitex tritt ein. Die beiden Fachpersonen drehen die betagte Frau im Bett vorsichtig um, legen Bänder rund um ihren Körper und befestigen diese an der Hebemaschine. So wird sie ohne Kraftanstrengung auf einen Stuhl neben dem Bett gehoben. Die Physiotherapeutin zeigt der Spitex-Frau, wie die Patientin am besten bewegt werden kann, ohne ihr wehzutun. Weil immer wieder andere Teammitglieder der Spitex im Einsatz sind, hat Hanselmann eine Weiterbildung organisiert, die speziell auf Frau M.s Bedürfnisse ausgerichtet war. «Wir sind sehr froh um diese Anleitung», sagt Schatzmann. Entlastung für die Familie Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut, sagt auch der Sohn von Frau M. Spitex, Therapeutin und Ärztin würden einander gegenseitig über Veränderungen informieren und auch die Angehörigen auf dem Laufenden halten. Mit der professionellen Unterstützung ist es der Familie möglich, die schwer kranke Mutter zu Hause zu pflegen. «Sie nimmt an unserem Alltag teil», sagt der Sohn. Auch bei den muslimischen Gebeten sei sie meist dabei. Und weil mehrere Verwandte bei der Pflege mithelfen würden, sei die Belastung nicht übermässig, sagt der Familienvater. Vor Weihnachten werde er sogar eine Woche Ferien machen mit seiner Frau. Darauf freut er sich. Seit September bietet der Krankenheimverband Zürcher Unterland (KZU) physio- und ergotherapeutische Behandlungen zu Hause an. Davon profitieren können Einwohner der KZU-Trägergemeinden. Das Angebot soll dazu beitragen, dass ältere Menschen möglichst lange in ihrer angestammten Umgebung leben können. Diese Hausbesuche sind sinnvoll, wenn der Aufwand für einen Transport zu gross wäre. Zudem ist es so möglich, die Therapie der Alltagsumgebung anzupassen und Angehörige anzuleiten. So kann zum Beispiel eine Ergotherapeutin beim Patienten zu Hause am besten abschätzen, welche Hilfsmittel für die Körperpflege oder für Hausarbeiten erforderlich sind und welche Bewegungsabläufe eingeübt werden müssen. (asö) Wie heisst die Frau mit dem Kinderwagen schon wieder? Und wie der Berggipfel da drüben? Eine leichte Zunahme der Vergesslichkeit im Alter ist häufig. Doch das Gehirn kann man trainieren. Im Januar beginnt ein Kurs im Pflegezentrum Bächli, bei dem eine Gedächtnistrainerin Tipps und Übungen für den Alltag vermittelt. Anmeldung unter Telefon 044 838 51 11. (asö)
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