Sam Bankman-Fried vor GerichtFTX-Gründer kommt für Kaution von 250 Millionen frei – und muss bei den Eltern in Hausarrest
Der Kryptobörsen-Chef muss vor dem Betrugsprozess nicht ins Gefängnis, doch er hat mehrere Auflagen zu erfüllen.

Kaum jemand war so schnell reich wie Sam Bankman-Fried und kaum jemand ist so spektakulär abgestürzt. Ein Gericht in den USA hat nun die Freilassung des gefallenen Krypto-Stars angeordnet – gegen eine Kaution von 250 Millionen US-Dollar (rund 241 Millionen Franken).
Bankman-Fried, der kürzlich erklärte, von seinem ehemals auf 26 Milliarden geschätzten Vermögen seien noch 100’000 Dollar übrig, muss dem Richter zufolge zu seinen Eltern ins kalifornische Palo Alto ziehen. Dort wird er eine elektronische Fussfessel tragen müssen.
Dem 30-Jährigen wird unter anderem Betrug vorgeworfen. Er war am Mittwoch von den Bahamas an die USA ausgeliefert worden. Zuvor war er auf der Karibikinsel, wo er lebt und wo sein Unternehmen seinen Sitz hat, festgenommen worden. Laut dem dortigen Generalstaatsanwalt hatte Bankman-Fried darauf verzichtet, den Auslieferungsantrag anzufechten.
«Milliarden zum persönlichen Vorteil»
Rechtsexperten rechnen bei einem Schuldspruch mit einer langen Haftstrafe. Fünf der insgesamt acht Anklagepunkte der New Yorker Staatsanwaltschaft können eine Höchststrafe von jeweils 20 Jahren nach sich ziehen. Die Börsenaufsicht SEC hat zudem eine weitere Klage wegen Verstössen gegen Sicherheitsgesetze angestrengt.
Bankman-Fried hatte wie kein anderer den Aufstieg von Kryptowährungen hin zu einer vermeintlich seriösen Investition verkörpert. Anfang November brach das Geschäftskonstrukt jedoch zusammen. Es wurde bekannt, dass FTX seine Kundengelder hauptsächlich in einer eigens ausgegebenen Kryptowährung ohne Gegenwert hielt. Am 11. November meldete das Unternehmen Konkurs an.
Es ist einer der grössten Abstürze der US-Finanzgeschichte. Vor wenigen Monaten galt Bankman-Fried noch als Krypto-Wunderkind und zierte Titelseiten von US-Wirtschaftsblättern wie «Fortune». Sein FTX-Konzern wurde von Investoren zeitweise mit 32 Milliarden Dollar bewertet, sein eigenes Vermögen in den Superreichen-Charts von «Forbes» und «Bloomberg Billionaires» auf über 26 Milliarden Dollar taxiert.
FTX konnte sich im Kryptoboom vor Investorengeld kaum retten und entwickelte sich zu einem Powerhaus der florierenden Branche. Der Konzern gab Unsummen für Werbekampagnen aus, überzog Stadien mit seinem Logo, verpflichtete Promis wie Football-Star Tom Brady und Top-Model Gisele Bündchen als schillernde Markenbotschafter.
Auch in der Politik übte der Jungunternehmer – Markenzeichen Schlabber-Shirts und Badeschlappen – dank des vielen Geldes, eine Zeit lang erheblichen Einfluss aus. Als Grossspender der Demokratischen Partei versuchte er sich in Washington zum zentralen Sprachrohr der Kryptobranche aufzuschwingen
In der Anklageschrift der New Yorker Staatsanwaltschaft heisst es, Bankman-Fried habe «einen massiven, jahrelangen Betrug inszeniert, indem er Milliarden von Dollar an Kundengeldern der Handelsplattform zu seinem persönlichen Vorteil und zum Ausbau seines Krypto-Imperiums abzweigte». Zwei seiner langjährigen Geschäftspartner, Caroline Ellison und Gary Wang, haben sich im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch von FTX schuldig bekannt und kooperieren mit den Behörden.
AFP/nlu
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