Früher wäre Mandela sitzend begraben worden
Nelson Mandela gehört den Xhosa an. Am Sonntag soll er auch nach den skurrilen Riten dieses Volkes begraben werden. «Blutvergiessen ist ein wichtiger Teil der Zeremonie», sagt ein Mitglied vom Thembu-Clan.
Die Xhosa reden nicht gern über den Tod. «Wir alle sterben», sagt der alte Mann nur mit einer abweisenden Handbewegung, als er nach Beerdigungsritualen seines Volkes gefragt wird. 93 Jahre ist Mda Mda alt. Er lebt in einem kleinen Dorf in der Nähe von Nelson Mandelas Heimatort Qunu in Südafrika. Hier soll der gestorbene Freiheitskämpfer beigesetzt werden - in einer Zeremonie, die auch uralte Traditionen seines Volkes beinhaltet.
Der alte Mda Mda hat viele dieser Riten verschwinden sehen über die Jahre. «Früher, in den alten Tagen, wäre ein Mann von Mandelas Status im Sitzen begraben worden, mit seinem Assegai (einem Speer) und dem Kaross (einem Umhang aus Schafhaut)», erläutert der Alte, der einmal ein Richter war und viel über die Tradition der Xhosa weiss.
Einjährige Totenwache
Nach den Traditionen von Mandelas Volk sind Beerdigungen offen für alle, es gibt keine Einladungen. Das aber wird schwierig werden am Sonntag, wenn Würdenträger aus aller Welt geladen sind.
Früher, so berichtet Mda Mda, hätten ausgewählte Männer das Grab in der Nacht vor dunklen Mächten bewacht. «Ein ganzes Jahr lang. Sie müssten am Tag schlafen. Das wäre für sie eine Ehre.» Erst Monate nach dem Tod, wenn der Verstorbene Ruhe gefunden habe, dürfe gefeiert und ein Ochse geschlachtet werden.
Das soll in Mandelas Fall bereits am Sonntag passieren, sagten Clanchefs der Nachrichtenagentur Sapa. «Eine Beerdigung beinhaltet Kommunikation mit den Ahnen. Blutvergiessen ist ein sehr wichtiger Teil», erläutert Jonginyaniso Mtirara vom Thembu-Clan. Dreimal werde Mandelas Name laut gerufen, die Trauernden kämen in traditioneller Kleidung mit Kopfschmuck und Ketten.
Verfeindete Völker vereinigt
Die Xhosa sind ein grosses Volk von etwa acht Millionen Menschen in Südafrika. Die meisten der zahlreichen Clans leben in der Provinz Ostkap in der Gegend um Qunu. Ihre Sprache ist geprägt von Klicklauten, die für europäische Ohren sehr fremd klingen.
Untereinander waren viele der südafrikanischen Völker lange verfeindet. Vor allem Xhosa und Zulu haben eine Geschichte kriegerischer Auseinandersetzungen, die bis in die Gegenwart reicht. So kritisierte die Xhosa-dominierte Partei ANC Zulu als Verbündete des Apartheid-Regimes. Erst Nelson Mandela versöhnte den ANC mit der Zulu-Partei Inkatha und holte deren Führer sogar in die Regierung.
Bruch mit Traditionen
Dass der alte Xhosa-Glaube heute nicht mehr für alle so viel bedeutet, hat Mandelas Enkel Mandla gezeigt. Heimlich liess er die sterblichen Überreste dreier Kindern des Friedensnobelpreisträgers auf dem Familienfriedhof in Qunu ausgraben und auf seinem Anwesen in Mandelas Geburtsort Mvezo wieder begraben. Dabei ist das nach Xhosa-Regeln streng verboten, weil es die Ruhe der Toten stört. Inzwischen sind sie wieder zurück in Qunu. Mandela wird neben ihnen seine letzte Ruhe finden.
Eine andere Tradition dagegen befolgt Mandla in diesen Tagen genau: Er lässt seinen Grossvater nicht allein. Nach Xhosa-Glauben müssen Angehörige ständig mit dem Toten kommunizieren. «Jedes Mal, wenn der Leichnam bewegt wird, muss ein Stammesältester mit ihm sprechen und ihm sagen, warum das passiert», erläutert Mandelas Neffe Silumko Mandela in Qunu. Das sei nötig, damit der Geist seinen Frieden behalten könne.
SDA/kpn
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