Tabubrüche vonnötenFreuen wir uns auf mehr Ausländer!
Mit sechs Importspielern ist ab nächster Saison bei den Schweizer Eishockeyclubs ein Umdenken gefragt – inklusive Fans.

Zugegeben: In der Schweizer Eishockeymeisterschaft in die Zukunft zu blicken, ist gerade nicht en vogue. Wir wissen wegen Corona ja kaum noch, welche Spiele stattfinden oder verschoben werden. Ja, der SCB dachte am 2. Januar fünf Stunden vor Spielbeginn tatsächlich, er trete zur Partie in Biel an. Welch Optimismus!
Lassen wir aber Corona kurz Corona sein und blicken gar Richtung nächste Saison. Sollte es einen Aufsteiger geben (und wer zweifelt schon, dass es Kloten oder Olten schafft), dann werden in der National League 14 Teams spielen. Und es werden erstmals sechs Importspieler pro Team erlaubt sein statt aktuell vier.
Das könnte bedeuten, dass es in den einen oder anderen ersten Powerplay-Block kein Schweizer Spieler mehr schafft. Und es bedeutet vor allem jetzt schon Denkarbeit für die Sportchefs. Es gilt, das Beste daraus zu machen. Und es gilt auch, ein Umdenken zuzulassen, auch wenn man sich damit Kritik von der Anhängerschaft einhandeln könnte. Denn seien wir ehrlich: Als gute Ausländer, selbst bei Verteidigern, gelten bei uns nach wie vor Spieler mit vielen Skorerpunkten.
Wie verkauft man dem Umfeld so eine vermeintliche Verschwendung einer Importlizenz?
Mit sechs Imports ergeben sich aber ganz neue Möglichkeiten. Wer traut sich als Erster, drei ausländische Verteidiger zu verpflichten? Wer hat den Mut, eine oder gar zwei der sechs Lizenzen an einen grundsoliden Defensivverteidiger ohne spielerisch brillanten Schnickschnack zu vergeben? Quasi an den «Jonas Brodin des armen Mannes». Minnesotas Verteidiger ist in der NHL für viele Spieler und Trainer der vielleicht weltbeste Verteidiger, wenn wir «verteidigen» wirklich beim Wort nehmen – in Highlight-Reels kommt der Schwede dennoch nicht vor.
Doch wer weiss, vielleicht ist dieses Umdenken schon im Gang? In Bern zum Beispiel denkt Sportchef Andrew Ebbett bereits in diese Richtung – spielstarke Schweizer Verteidiger hat er genug. Doch wie verkauft man dem Umfeld so eine vermeintliche Verschwendung einer Importlizenz?
Und in Davos könnte Jan Alston auf den wahrscheinlichen Abgang von Offensivverteidiger Dominik Egli nach Schweden mit der Verpflichtung von gleich zwei (skandinavischen?) Abwehrspielern reagieren – einem offensiven und einem defensiven. Warum nicht? Stürmer verschiedenster Typen hat der HCD eigentlich genug.

Und übrigens, einen möglichen Pionier gibt es bereits in Biel: Dort verteidigt seit dieser Saison der smarte Schwede Viktor Lööv wunderbar unauffällig und solide. Einsätze im Powerplay gibt es für ihn nicht.
Dann bleibt natürlich auch noch diese Frage: Wird es den Sportchef geben, der sich nicht um solches Geschwätz schert und alle sechs Lizenzen an Offensivstürmer vergibt? (Und sich wohl spätestens Weihnachten nervt, dass sich so viele seiner Stürmer nerven, weil sie nicht die erhoffte Rolle erhalten.)
Wir sehen: Mit solchen Spielereien lässt sich sogar bei Themen wie der Erhöhung der Anzahl der Ausländer eine kleine Vorfreude auf nächste Saison generieren.
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