Freispruch für serbischen Nationalisten Seselj
Das Urteil des UNO-Tribunals ist deutlich: In keinem der Anklagepunkte sei eine Verantwortung von Vojislav Seselj für Verbrechen gegen Kroaten und Muslime erwiesen.

Das UNO-Kriegsverbrechertribunal zum früheren Jugoslawien hat den serbischen Nationalisten Vojislav Seselj freigesprochen. Die Beweise für seine Schuld an Kriegsverbrechen im Bürgerkrieg auf dem Balkan Anfang der 1990er-Jahre reichten nicht aus, urteilten die Richter.
In keinem der Anklagepunkte sei eine Verantwortung Seseljs für Verbrechen gegen Kroaten und Muslime erwiesen, urteilte das Gericht am Donnerstag in Den Haag ungewöhnlich deutlich.
Urteilsverkündung in Seseljs Abwesenheit
«Mit diesem Freispruch ist Vojislav Seselj ein freier Mann», erklärte der vorsitzende Richter Jean-Claude Antonetti. Die Anklage hatte 28 Jahre Haft gefordert.
Der 61-jährige Vorsitzende der grossserbischen Radikalen Partei hatte sich geweigert, der Urteilsverkündung beizuwohnen. Er war 2014 wegen einer Krebserkrankung vorläufig aus der Haft entlassen worden. Er hatte sich 2003 dem Gericht selbst gestellt.
Die letzten Verfahren
Seit seiner Gründung vor über 20 Jahren hat das UNO-Kriegsverbrechertribunal zum früheren Jugoslawien in Den Haag 161 Personen angeklagt. 80 wurden verurteilt. Gegen 12 Personen laufen noch Verfahren. Ein Prozess gegen zwei Angeklagte musste neu geführt werden: gegen den nun freigesprochenen Vojislav Seselj und gegen den serbischen Ex-General Ratko Mladic, der wegen des Völkermordes in Srebrenica vor Gericht steht. Das Urteil über Mladic wird für nächstes Jahr erwartet.
Der ehemalige kroatische Serbenführer Goran Hadzic war 2011 als letzter Gesuchter des Tribunals festgenommen worden. Der Prozess wurde wegen Krankheit des Angeklagten ausgesetzt. Als ranghöchster Politiker wurde der ehemalige Serbenführer Radovan Karadzic am 24. März unter anderem für den Völkermord in Srebrenica zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Er will in die Berufung gehen.
Jadranko Prlic und fünf weitere ehemalige hohe Offiziere der bosnisch-kroatischen Armee waren zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Sie legten Berufung ein. Das Urteil wird für 2017 erwartet.
Mico Stanisic und Stojan Zupljanin, ehemals hohe serbische Beamte in Bosnien, wurden jeweils zu 22 Jahren Haft verurteilt und legten Berufung ein. Das Urteil wird in diesem Sommer erwartet. Das Verfahren gegen die beiden ehemaligen hohen serbischen Beamten, Jovica Stanisic und Franko Simatovic, muss neu aufgerollt werden. Beide waren in erster Instanz freigesprochen worden.
SDA/kko
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