Frei sein wie Alex
Kolumne Martin Born Z Basel am mym Rhy, jo dort mecht y sy! Wäit nit d Luft so mild und lau, und der Himmel isch so blau z Basel, z Basel, z Basel am mym Rhy, z Basel, z Basel, z Basel am mym Rhy. Endlich sind wir das unsägliche Dahertreten im Morgenrot los und haben eine neue Nationalhymne. Die mittleren Zeilen der diversen Strophen müsste man wohl noch etwas anpassen. Frei sein wie Alex müsste drinstehen, von einem Sommertag müsste die Rede sein, ein Vogel müsste besungen werden, Streller und heller könnten ein Wortpaar bilden, und man müsste sich überlegen, was sich auf Shakiri oder Xhaka reimt. Wir sind Basel. Vom Boden- bis zum Genfersee ist alles rot-blau. Wir sind zu einer verschworenen Einheit verschweisst. Basel ist unser Zentrum, im Joggeli schlägt unser Herz. Dort leben wir Konkordanz. Wer in Zürich, Bern oder Luzern wohnt, muss sich damit abfinden, ein Agglo zu sein, doch er darf sich auch als Basler fühlen. Schliesslich war ich einst als Zollikofer auch ein Berner. Und Walliseller sind auch Zürcher. Vogel, der gute Freund Ein bisschen Basel war ich schon immer. Denn ich war am 12. Oktober 1960 dabei, als Seppe Hügi im Joggeli beim 6:2 gegen Frankreich fünf Tore schoss. Das war ein ähnliches Wunder wie das am Mittwoch. Und ich erinnere mich noch gut daran, dass ich mich im Februar danach über eine Zeile in einer Schnitzelbangg besonders freute, weil ich das Wortspiel dank meinem Schulfranzösisch verstand: De Gaulle, so wurde gesungen, habe sich nach dem Spiel in Saint-Gaulle umgetauft. Kapiert? Das machte die Fasnacht sympathisch, und ich hätte nie vom Basler Karneval und auch nie von Konfetti gesprochen. Diese Liebe ist zur Zeit von Karli Odermatt (auch für mich war er der Karli) noch einmal aufgeflammt, dazwischen und nachher hat sie still vor sich hin gemottet, allzeit bereit zu explodieren. Was am Mittwoch geschehen ist. Ich bin Basel, und ich schwimme damit wohl wieder einmal im Mainstream.Die Eroberung meines Herzens begann schon im Vorprogramm. Beni Huggel, den ich eigentlich nur als Waffenläufer mit schweren Schuhen auf dem Platz wahrgenommen habe, strahlte eine sympathische Lockerheit aus, die auf die Stimmung im Team schliessen liess. Trainer Vogel, der Nobody, dessen Vorname mir nicht in den Sinn kommen wollte (Johann?, Erich?, Florian?), präsentierte sich so erfrischend natürlich und unkompliziert, wie man sich einen guten Freund wünscht. Heiko heisst er. Mit Stärneföifi will ich mir den Namen merken: Heiko, Heiko. Heiko, heiko sofort, heiko eis a d Oore und denn ooni Znacht is Bett. Damit ist der Anfang gemacht. Ich bin Huggel, und ich bin Vogel. Und werde sehr bald Shakiri und Xhaka. Was die mit 20 zeigen! Schade, dass die Namen so schwer über die Zunge gehen. Auf dem Wankdorf in Bern hiessen sie «Scherdu» und «Gränu», und manchmal würden wir liebevoll vom «Scherdeli» sprechen. Weder Mimosen noch Würste Und dann auch noch das. Streller und Frei schiessen die Tore. Und so bin ich plötzlich auch noch Marco und zuletzt sogar Alex. Sir Alex, um genau zu sein. Vergessen sind die Pfiffe, für die ich nach ihrem Abschleichen aus der Nationalmannschaft ein gewisses Verständnis hatte, weil Mimosen nicht meine Lieblingsblumen sind. Weg ist der Ärger über die beleidigten Leberwürste. Nichts gegen Leberwürste! Sie gehören zu einer Metzgete, wie sie das grosse Manchester United am Mittwoch über sich hat ergehen lassen müssen. Wir sind Basel. Im Joggeli schlägt unser Herz. Dort leben wir Konkordanz.
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