Sm’Aesch-Pfeffingen vor SaisonhöhepunktFrech und frei in die Finalissima
Sm’Aesch-Pfeffingen startet am Sonntag als Aussenseiter in die Playoff-Finalserie gegen Neuchâtel UC. Drei Gründe sprechen jedoch dafür, dass auch die Baselbieterinnen den Titel holen können.

Es war und ist eine Rivalität auf Augenhöhe. Seit dem Rückzug von Volero Zürich aus der Nationalliga A vor vier Jahren dominieren die beiden Teams von Neuchâtel UC und Sm’Aesch-Pfeffingen die nationale Frauenszene. Von neun seitdem vergebenen Titeln (Meisterschaft, Cup und Supercup) haben sie zusammen deren sieben gewonnen, wobei sechs nach Neuenburg und einer ins Baselbiet gingen.
Das Ungleichgewicht im Palmarès der beiden Topvereine erklärt sich einerseits mit dem Fakt, dass NUC die Hälfte seiner Titeltrophäen dem nicht ganz so wichtigen Supercup verdankt. Und andererseits mit den Corona-Wirren der zwei letzten Saisons, in denen die Birstalerinnen pandemiebedingt nicht um die Meisterkrone kämpfen konnten.
Umgekehrte Vorzeichen
Tempi passati! Ab Sonntagabend (17.30, Halle Riveraine) steht drei Jahre nach dem letzten direkten Titelduell wieder eine Finalissima zwischen den zwei stärksten Schweizer Frauenequipen an. 2019 setzten sich die Westschweizerinnen gegen das damals leicht favorisierte Sm’Aesch in der Serie mit 3:1 durch, nachdem das Team von Headcoach Andi Vollmer in Spiel eins vor eigenem Publikum noch vorgelegt hatte. Nun sind die Vorzeichen genau umgekehrt. NUC schloss das Qualifikationspensum mit komfortablen elf Punkten Vorsprung auf die Baselbieterinnen auf der Spitzenposition ab und entschied die beiden bisherigen Saisonvergleiche mit jeweils 3:1 mehr oder weniger souverän für sich.
Nicht erstaunlich ist deshalb, dass die Spielerinnen der neuen Nationaltrainerin Laurence Bertolacci in der Best-of-Five-Serie als Favoritinnen gelten. Von klaren Stärkeverhältnissen mag etwa der frühere und künftige Aescher Cheftrainer Timo Lippuner indes nicht sprechen: «NUC hat auf dem Papier leichte Vorteile, auch weil es die Serie vor dem lautstärksten Schweizer Anhang beginnen und eventuell auch beenden kann.» Unbestritten ist andererseits, dass der Qualifikationszweite ebenfalls seine Trümpfe besitzt und an seine Titelchance glaubt. Zumindest drei Faktoren sprechen in der Tat zugunsten der Vizemeisterinnen der Jahre 2016 bis 2019.
Weniger Druck
Wer als Aussenseiter in einen Playoff-Final geht, tut dies meist unbeschwerter und eine Spur lockerer als der erklärte Favorit. Der in seine letzte Mission mit dem Aescher Spitzenteam gehende Vollmer verweist in diesem Zusammenhang denn auch auf die letzten Neuenburger Auftritte: «NUC zeigte zuletzt Nerven. Gegen Düdingen verlor es den Cup-Halbfinal und mühte sich gegen dasselbe Team im Playoff-Halbfinal zu einer 2:1-Führung, ehe die Serie wegen Corona abgebrochen und für Neuchâtel gewertet wurde.» Wenn es den Sm’Aesch-Frauen also gelingen sollte, vielleicht schon im ersten Spiel auswärts frech und selbstbewusst aufzutreten, könnte dies beim Favoriten Spuren hinterlassen.
Die Formkurve
Während der Schweizer Champions-League-Vertreter zuletzt – vielleicht auch aufgrund mehrerer an Corona erkrankten Spielerinnen – nicht mehr so souverän wie in der Vorrunde wirkte, zeigte die Formkurve bei Sm’Aesch umgekehrt nach oben. In den bisherigen sechs Playoff-Partien gab es sechs Siege mit meist deutlichem Ausgang, womit auch Kraft gespart wurde. Ausser den langzeitverletzten Tarah Wylie und Livia Saladin dürften zudem in der Finalissima alle Kaderspielerinnen mit an Bord sein.
Mehr Breite im Kader
Die US-Amerikanerin Tia Scambray von Viteos NUC, die gerade erst zum zweiten Mal in Folge zum Liga-MVP des Jahres gewählt wurde, ist bei den Titelverteidigerinnen auch in ihrer vierten Neuenburger Spielzeit die alles überragende Akteurin. Gelingt es aber Madlaina Matter, Lauren Barfield und Co., Scambrays Aktionsradius durch gute Blockarbeit einzuschränken, könnten die Baselbieter Erfolgschancen in gleichem Masse steigen. Experte Lippuner sagt denn auch: «Das Spiel von NUC läuft normalerweise über das starke Angriffsduo Scambray/Holt, da hat Aesch doch mehr personelle Möglichkeiten.»
Völlig offen scheint zum Schluss die Frage, wer in diesem Playoff-Final mehr Emotionen und Siegeswille mobilisieren kann. Was gerade in einem Duell auf Augenhöhe im Spitzensport bekanntlich so oft den Ausschlag gibt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.